Christian Barthel


Eine Origo Gentis Blemmyorum in den Dionysiaka
des Nonnos von Panopolis



Im fünften Buch seiner Naturalis Historia widmete sich Plinius d. Ältere der Geo­graphie und Ethnographie Afrikas. Dabei kam er auch auf die Völker rund um Ägypten zu sprechen. Unter ihnen befanden sich die Blemmyer[1], die er folgender­maßen charakterisierte:

Es heißt, den Blemmyern fehlen die Köpfe, da Mund und Augen mit der Brust verhaftet seien.[2]

Plinius entnahm diese Passage fast wörtlich der Chorographie des Pomponius Mela[3]. Im Gegensatz zu seiner Quelle verzichtete Plinius allerdings darauf, die Blemmyer und mit ihnen andere Ethnien wie die Garamanten, Satyrn oder Troglo­dyten in einen Nomadenexkurs einzubetten[4]. In der Naturalis Historia dienten die Blemmyer vielmehr als ethnographische Kuriosität, die mit weiteren, ähnlich mon­strösen und „unzivilisierten“ Völkern und Fabelwesen am Rand der bekannten Welt hausten. Dieser Aspekt wurde von den (spät-)mittelalterlichen Chroniken, Bestiarien und Weltkarten aufgenommen und prägte maßgeblich das europäische Bild von den Blemmyern — besonders eindrucksvoll in der Mappa Mundi von Hereford, der Nürnberger Weltchronik von Hartmann Schedel oder dem Shrewsbury Talbot Book of Romances [5].

Die Marginalisierung dieser Ethnie ergab sich nicht zuletzt aus den politischen Gegebenheiten der frühen Kaiserzeit. Die Grenzregion im Süden Ägyptens, vom ersten bis zum dritten Nilkatarakt, war bereits durch zwei Kampagnen des Präfekten P. Petronius (24–22 v.Chr.) gegen das Königreich von Kush in der Regierungszeit des Augustus befriedet worden, sodass die verschiedenen Völker Nubiens zu Lebzeiten Plinius’ d. Älteren (23–79 n. Chr.) nicht als Gefahr wahrgenommen wurden[6]. Diese Einschätzung änderte sich jedoch grundlegend, als im späten 3. Jh. mit den Meroiten ein ernstzunehmender Gegner in das Zwölfmeilenland südlich Ägyptens eindrang, und blemmyische und nubische Gewaltgruppen mit Raubzügen in die (im Jahre 298 eingerichtete) Provinz Thebais begannen[7]. Ab der ersten Hälfte des 3. Jh. tauchen zu­dem in den Ostraka der östlichen Wüste häufiger „barbarische“ Namen auf, sodass es neben den kriegerischen Handlungen durchaus zu friedlichen Kontakten und Handel zwischen den Bewohnern des Niltals und den angrenzenden Wüstenstämmen kam[8].


Die Blemmyer in den Dionysiaka

Über die Ereignisse an der Südgrenze Ägyptens ab dem 4. Jh. sind wir meist nur durch spärliche Berichte aus historio- und hagiographischen Werken, gelegentlich auch aus Panegyrici informiert. Hinzu kommen die dokumentarischen Quellen wie Papyri und Inschriften. Noch nicht hinreichend ausgewertet hat man in diesem Zu­sammenhang die literarischen Quellen. Die Erforschung der spätrömischen Diözese Africa hat beispielsweise von der Auswertung derJohannis, einem dem Feldherrn Johannes Troglita gewidmeten Epos des Flavius Cresconius Corippus bzw. Gorippus, profitiert [9]. Für den östlichen Mittelmeerraum liegt eine solche Quelle in den Diony­siaka vor, einem rund 22.000 Hexameter umfassenden Epos mit starken pane­gyri­schen Zügen aus der Feder des ägyptischen Autors Nonnos von Panopolis [10]. In 48 Hymnen besang Nonnos darin die Taten des Gottes Dionysos, allen voran dessen Triumph über die Inder[11].

Auf dem Zug nach Indien durchquerte der Tross des Dionysos in mehreren Etappen (17.–23. Hymnos) einen Großteil der damals bekannten Welt [12]. Im 17. Ge­sang z.B. kam es zu einer Schlacht am Orontes. An diesem Fluss bezwang Dionysos den gleichnamigen Onkel des Inderkönigs Deriades im Zweikampf. Zu den Kämpfern des Orontes gehörte auch eine Gruppe Blemmyer, die Nonnos mit folgenden Worten beschrieb:

 

Diese Passage wurde weder von den Herausgebern der Fontes Historiae Nubiorum (FHN) noch bei der Sichtung des historischen Quellenmaterials durch Hans Barnard und zuletzt Jitse Dijkstra berücksichtigt[15]. Doch, wie die folgende Analyse zeigen wird, ist sie aus mehreren Gründen bemerkenswert, insbesondere wenn man sie in den historischen Kontext des 5. Jh. einbettet.

Nonnos’ Bemerkungen stellen den einzig bekannten Versuch dar, den Blemmyern aus griechisch-römischer Perspektive eine eigene Geschichte oder zumindest eine kurze Genealogie zuzuschreiben. Es handelt sich im Grunde um eine Form der origo gentis[16]. Solche Herkunftserzählungen wurden bereits in der frühen griechischen Poliswelt zur Konstruktion von syngeneia herangezogen und für politisch-diplo­matische Zwecke (aus-)genutzt[17]. In der Spätantike und vor allem im Frühmittelalter dienten sie auch zur Schaffung neuer (ethnischer) Identitäten in den Nachfolgereichen des römischen Imperiums. Eine origo eignete sich besonders dafür, die mythische Vergangenheit eines Volkes zu beschreiben. Die Historizität solcher Erzählungen wurde dabei von dem antiken Publikum nicht in Frage gestellt, da Mythos und Logos nach antikem Verständ­nis eng miteinander verwoben waren. Das erklärt auch die Art der Überlieferung vieler solcher Texte. Der Mythos des trojanischen Krieges diente, im Anschluss an Homer und Vergil, als Ausgangspunkt einiger Herkunftser­zählungen. Weitere Ursprungsge­schichten wie beispielsweise die der Goten, Vanda­len und Langobarden wurden in historiographische Werke eingegliedert oder wie im Fall der Origo Gentis Romanae gemeinsam mit einer Sammlung von (Kaiser-)Bio­graphien überliefert[18].

Im Fall der origo des Nonnos lässt sich zumindest ein Rezeptionsstrang erkennen. Die Dionysiaka wurden in Alexandria verfasst und fanden dort wohl ihre ersten Hörer und Leser unter den zahlreichen Studenten aus dem gesamten Mittelmeerraum[19]. Von Ägypten aus verbreitete sich dann der Ruf des Nonnos als einem der neoi schrittweise bis nach Konstantinopel. Agathias, der selbst in der Mitte des 6. Jh. in Alexandria studierte, zitiert beispielsweise einen Passus aus den Dionysiaka im vierten Buch seiner Historien [20]. Es ist also davon auszugehen, dass die intellektuellen Zirkel Konstanti­nopels Zugriff auf dieses Werk hatten. Die Ansichten des Nonnos konnten so auch einen gewissen Einfluss auf die Vorstellung der (Ost-)Römer von den Blemmyern haben.

Doch was beinhaltete diese Vorstellung genau? Weshalb sah sich der Dichter Nonnos dazu veranlasst, ausgerechnet eine Herkunftserzählung der Blemmyer in sein Epos über die Taten des Gottes Dionysos einzufügen?

In den Dionysiaka werden die Blemmyer erst zum Abschluss des 17. Gesangs erwähnt, nachdem der zentrale Konflikt, die Auseinandersetzung zwischen dem Gott Dionysos und dem indischen General Orontes, bereits durch einen Zweikampf der beiden Kontrahenten entschieden worden war. Unmittelbar zuvor hatte der siegreiche Dionysos seine, von Satyrn und Zentauren verstärkte Armee zum Reigen aufgefor­dert. Die Blemmyer stellen also zunächst keine Gefahr dar, sondern verdeutlichen die Überlegenheit des griechischen Gottes, der — ohne in Indien angelangt zu sein — bereits erste Abfallbewegungen innerhalb des gegnerischen Heeres herbeiführt. Nonnos betont zudem die äußeren Charakteristika der Blemmyer: krauses Haar und dunkle Hautfarbe. Mit diesen beiden körperlichen Merkmalen wird in den Diony­siaka des Öfteren die Differenz zwischen Griechen und Indern beschrieben. Beson­ders ein­prägsam ist dies in dem Moment, als sich die griechische Göttin Hera in den kraus­haarigen Inder Melaneus verwandelt[21]. Die Unterwerfung des Blemys und seiner ery­thräischen Inder ist ferner eine Form der epischen Vorausdeutung, da sich letzten Endes auch Deriades mit den übrigen asiatischen Indern Dionysos geschlagen geben muss[22].

Neben den oben zitierten Versen taucht ein Kontingent der Blemmyer auch im sogenannten Inderkatalog des 26. Gesangs auf, bei dem die einzelnen Abteilungen des indischen Heeres unter der Führung des Deriades aufgezählt werden[23]. Dies geschieht wohlgemerkt nach der Unterwerfung des Blemys und wurde daher von der Forschung als Indiz dafür genommen, dass Nonnos an dieser Stelle eine seiner Quellen, die Bassarika des Dionysios, umgearbeitet hat[24]. Einen Eindruck von der Bedeutung des Blemys innerhalb der Bassarika können wir anhand eines Fragments aus den Ethnika des Stephanos von Byzanz gewinnen [25]. Die Ethnika entstanden im frühen 6. Jh. und fanden als Lexikon für Orts- und Völkernamen, Orakelsprüche und mythologische Erzählungen bis weit in die mittelbyzantinische Zeit hinein Verwendung. Eine ge­kürzte Fassung — die einzige, die wir besitzen — wurde sogar Kaiser Justinian I. (527–565 n. Chr.) gewidmet[26]. Blemys wird dort, gemeinsam mit Orontes und Oruandes, als einer der drei Generäle des Deriades aufgeführt. Die Blemmyer sind ebenfalls nach ihm benannt, doch werden sie in den Ethnika lediglich als libyscher Barbarenstamm beschrieben. Nonnos’ Informationen in den Dionysiaka sind deutlich ausführlicher, so dass es sich anbietet, die einzelnen Elemente seiner Herkunfts­erzählung genauer zu analysieren.

Den Dionysiaka entnehmen wir, dass die Bezeichnung Blemmyer auf einen eponymen Heros zurückgeht, der der indischen Armee des Deriades angehörte und eine Schar erythräischer Krieger anführte. Diese Krieger besaßen mit ihrer Herkunft aus der Region um das Rote Meer zwar einen gemeinsamen Ursprung, waren aber dennoch keine homogene Einheit, da sie selbst vielen verschiedenen gentes mit unterschiedlicher Sprache entstammten. Teil des von Blemys geführten Verbandes zu werden, war offensichtlich zu irgendeinem Zeitpunkt eine persönliche Entscheidung. Dies deckt sich mit Erkenntnissen, welche Forschungen zur Ethnogenese im früh­mittelalterlichen Westen gewonnen haben[27].

Nonnos berichtet des Weiteren von einer Wanderung der Blemmyer. Ausgelöst wurde sie durch deren Niederlage gegen die Griechen und die anschließende Unter­werfung durch Dionysos. Die Blemmyer zogen daraufhin vom Orontes nach Ägypten und dann in einer weiteren Wanderbewegung in die Region um den mittleren Nil[28]. Dort angekommen, waren sie in der Lage, ein eigenes Königreich aufzubauen und sich gegen die Äthiopier und Meroiten zu behaupten. Die gemeinsame Reise durch fremdes und vor allem feindliches Gebiet mit der Eroberung eines eigenen Siedlungs­raumes bzw. Herrschaftsbereiches ist ein starker identitätsstiftender Moment der origo. Gleichzeitig verdeutlicht diese Wanderung aber auch die Bemühung des Nonnos, die verschiedenen Informationen und Vorstellungen über die Lebensweise und den Siedlungsraum der Blemmyer in Einklang zu bringen.

Bereits im 1. Jh. wurden die Blemmyer vom alexandrinischen Geographen Dionysios mit einer Bergregion Obernubiens in Verbindung gebracht, in der sich auch die Quelle des Nils befinden sollte. In ihrer Nähe, und damit unmittelbar am Ozean, hausten laut Dionysios die Äthiopier [29]. Die Geographike Hyphegesis des Claudius Ptolemaios aus dem 2. Jh. lokalisierte sie sogar noch weiter südlich, ungefähr am dritten Nilkatarakt in der Nähe Meroes. Beide Werke wurden auch in der Spätantike gelesen. Im Fall der Oikumenes Periegesis des Dionysios kennen wir sogar noch zwei lateinische Fassungen: eine erweiterte Version des Rufius Faustus Avienus aus dem
4. Jh. und eine Übersetzung durch Priscianus aus dem 6. Jh.[30]. Die gesamte Region im Süden Ägyptens konnte zudem noch mit Indien verknüpft werden, da seit dem Helle­nismus die Vorstellung weit verbreitet war, dass der Nil ein Unterlauf des Indus wäre und folglich auch das Rote Meer eine ungeteilte Wassermasse mit dem Indischen Ozean darstelle[31].

Dass der Lebensraum der Blemmyer von den antiken Geographen meist nur um­rissen wurde, hängt zum einen mit deren unklaren Vorstellungen über den Oberlauf des Nils zusammen, zum anderen aber auch damit, dass die Blemmyer, wie viele andere afrikanische Stämme, als Nomaden angesehen wurden. Die Etablierung eines eigenen „Königreichs“, oder zumindest die auf Geheiß des Dionysos erfolgte Ansied­lung der Blemmyer, wie sie Nonnos schildert, ist dadurch umso bemerkenswerter.

Das Motiv einer gezielten Ansiedlung barbarischer Gruppen im Zwölfmeilenland taucht erneut im 6. Jh. auf. Prokop von Cäsarea beschreibt in seinen Perserkriegen auch die geopolitische Situation auf beiden Seiten des Roten Meeres[32]. Im Kontrast zu den Dionysiaka sind es allerdings die Nubier, die bereits zur Zeit Diokletians (284–305 n. Chr.) in die ehemaligen römischen Gebiete umgesiedelt und zur Abwehr äußerer Feinde, insbesondere der Blemmyer, herangezogen werden[33]. Beide Ethnien erhalten zusätzlich eine jährliche Geldzahlung, die an die Bedingung geknüpft ist, keine Raubzüge in römisches Territorium zu unternehmen. Diese Geldzahlung, die nicht als Tribut (φόρος) bezeichnet wird, deutet auf den Versuch der römischen Regierung hin, den potenziell gefährlichen Nachbarn durch vertragliche Bindungen ruhig zu halten. Da die Quellen nicht von einem foedus sprechen — das den Anspruch auf Zuteilung der annona militaris, der Verpflegungsleistung des Heeres, die ab dem 5. Jh. auch zunehmend in Geld ausgezahlt wurde[34], beinhaltet hätte —, ist davon aus­zugehen, dass es sich um Subsidienzahlungen handelte, auch wenn die römischen Autoren es vermeiden, die Sache beim Namen zu nennen.

Die positive Darstellung der Nubier in den Perserkriegen Prokops hängt mit einer weiteren Eigenart der Blemmyer zusammen, die sich auch aus dem 17. Gesang der Dionysiaka gewinnen lässt.

In Folge des Sieges des Dionysos über die Inder kamen die Besiegten in Kontakt mit der griechischen Kultur, genauer mit deren Trink- und Essgewohnheiten, Religion und Medizin. Dionysos zivilisierte dadurch, so heißt es, die barbarischen Inder und deren Gefolgsleute [35]. Die Unterwerfung der Blemmyer durch Dionysos kann so auch eine religiöse Konnotation erlangen. Mehrere historische Quellen wie Olympiodorus von Theben, Priscus von Panium, Zosimos und Prokop von Cäsarea berichten von der Faszination der Blemmyer für die Kulte der ägyptischen und nubischen Gottheiten Isis und Mandulis sowie der daraus resultierenden Bedeutung der Priester innerhalb der blemmyischen Gesellschaft[36]. Die Verehrung dieser Götter wurde mit großer Be­harrlichkeit bis weit in das 6. Jh. fortgeführt, sodass das Festhalten an paganen Traditionen zum entscheidenden Merkmal der Blemmyer wurde[37] . Dies spiegelt sich auch in der Bezeichnung dieser Ethnie wieder, da es im Koptischen möglich ist, „Blemyer“ als „die Blinden“ zu übersetzen [38]. Die Blindheit der Blemmyer mag im übertragenen Sinn deren Widerwillen symbolisiert haben, die christliche Lehre zu erkennen und anzunehmen. Ganz anders verhielten sich die nubischen Gruppen, die während der Regierungszeit Justinians zum Christentum konvertierten und sich dadurch dem Reich als verlässlichere Partner präsentierten als die paganen Blemmyer [39]. Der Verweis auf die Religion der Blemmyer grenzte jene auch von der christianisierten Heimat des Dichters, der Stadt Panopolis, ab. Sohag und das von Schenute von Atripe (angeblich 348–466 n. Chr.) geführte Weiße Kloster lagen Panopolis direkt gegenüber am anderen Nilufer. Nonnos selbst gilt wie die übrigen Mitglieder der literarischen Schule von Panopolis als christlicher Autor [40]. Dies wird nicht zuletzt dadurch unterstrichen, dass unter seinem Namen eine Paraphrase des Johannes-Evangeliums auf uns gekommen ist[41]. Die ältere Nonnosforschung wollte darin sein Spätwerk sehen, dem eine Konversion zum Christentum vorausgegangen sei[42]. Die positive Darstellung der Blemmyer wäre dann ein Kennzeichen des „pa­ganen“ Dichters. Neuere Untersuchungen haben dies zu widerlegen versucht und nachgezeichnet, dass Nonnos sich in seinen beiden Hauptwerken auf die literarischen Strömungen seiner Zeit stützte, die sowohl christliche als auch pagane Elemente enthalten konnten [43].

Im Vergleich zu den kopflosen Barbaren, die Plinius in einem ethnographischen Diskurs seiner Naturgeschichte beschrieb, haben die Blemmyer des Nonnos eine be­achtliche Entwicklung vollzogen[44]. Gezielt werden die militärischen Fähigkeiten und die politische Organisation dieses multiethnischen Verbandes betont und als poten­tieller Gegner der Griechen und Römer aufgebaut. Die Verlegung der Handlung der Dionysiaka in eine mythische Vorzeit suggeriert außerdem eine bereits lang an­haltende Kenntnis dieser Ethnie und projiziert gegenwärtige Ereignisse in die Vergan­genheit, wodurch die Gegenwart zum einen an Stabilität gewinnen mag und zum anderen auch politische Handlungen legitimiert werden können. Diese Technik der epischen Dichtung sorgte in Verbindung mit der meist mündlichen Präsentation vor Publikum und der repetitiven Aneignung des Inhalts der Epen im Grammatik­unterricht für eine rasche und beständige Verbreitung innerhalb der lokalen, alexandrinischen und später überregionalen Gemeinschaft(en). Ein Epos wie die Dionysiaka konnte durch Abgrenzung gegen das „Fremde“ maßgeblichen Anteil an der Konstruktion einer griechisch-römischen Identität und eines entsprechenden Gegenentwurfes haben[45].

Der Verweis auf die Blemmyer und die Erzählung ihrer mythischen Vorgeschichte in den Dionysiaka sind keine zufällige oder beliebige literarische Ausschmückung, sondern lassen sich meines Erachtens mit historischen Ereignissen in Ägypten im
5. Jh. verbinden.

Die Blemmyer in den spätantiken Quellen

In den Historia Romana des Jordanes und einem Fragment der Historien des Priscus von Panium wird von einem siegreichen Feldzug der Römer während der Herrschaft Markians (450–457 n. Chr.), wohl um 453 n. Chr., gegen einen Verbund von nubischen und blemmyischen Gruppen berichtet [46]. Die aggressive Vorgehens­weise der Römer unter Markian kündet von einem Strategiewechsel an der ägyp­tischen Südgrenze, wo noch laut den Fragmenten des Geschichtswerks des Olympiodorus von Theben zu Beginn des 5. Jh. eine friedliche Beilegung des Grenz­konflikts durch diplomatische Gesandtschaften erreicht werden sollte[47].

Seit der Reorganisation Ägyptens durch Diokletian diente das sogenannte Zwölf­meilenland als Pufferzone zwischen dem römischen Machtbereich und dem sich ausbreitenden Einfluss der Königreiche von Meroe und Axum[48]. Wie eine Petition aus dem Archiv des römischen Kavallerieoffiziers Flavius Abinnaeus darlegt, waren die Römer schon in der ersten Hälfte des 4. Jh. bemüht, Kontakte zu verschiedenen blemmyischen Gruppen herzustellen und unter Umständen deren militärisches Poten­tial zur Grenzverteidigung heranzuziehen [49]. Die dafür notwendige Infrastruktur mitsamt den Stützpunkten in Primis, Kalabsha und vor allem Qasr Ibrim hatten die Römer bereits vor ihrem Rückzug aus der Dodekaschoinos errichtet[50]. Die Nutzung blemmyischer und nubischer Kontingente zur Sicherung der römischen Grenzen scheint eine für beide Seiten vorteilhafte Lösung gewesen zu sein. Die Anführer dieser Gruppen, von denen nur Silko und Phonen namentlich bekannt sind, er­weiterten stetig ihren Einflussbereich und gaben sogar Inschriften in Auftrag, in denen sie sich als „basileus bzw. basiliskos“ bezeichnen ließen [51]. Ab dem späten
4. Jh. und vor allem im 5. Jh. begannen sie aber auch, Raubzüge in die Thebais zu unternehmen. Eine fortschreitende Militarisierung der blemmyischen und nubischen Gruppen entlang der ägyptischen Südgrenze und des Zwölfmeilenlands ging damit einher[52]. Ein hagiographischer Bericht aus der Feder des ägyptischen Mönches Ammonius schürte bereits im ausgehenden 4. Jh. die Angst vor noch weiter ausgreifenden Raubzügen der Blemmyer. Die von Ammonius beschriebene Krieger­schar hatte den Rotmeerhafen Klysma zum Ziel und wollte ihn durch den Raub von seetüchtigen Schiffen erreichen, was einige christliche Mönche aufopferungsvoll zu verhindern vermochten[53].

Der Bericht des Mönches spiegelt wohl mehr einen literarischen Topos als historische Realität wider, dennoch belegen die Befestigungsmaßnahmen des Valens (364–378 n. Chr.) am ersten Nilkatarakt, dass der Zugang zu den ägyptischen Provinzen und dem leicht schiffbaren Teil des Nils in der zweiten Hälfte des 4. Jh. stärker kontrolliert und nach Möglichkeit abgeriegelt werden sollte[54]. Diese defensiv ausgerichteten Bemühungen der Römer waren jedoch nicht von Erfolg gekrönt, und die Thebais blieb weiterhin das Ziel von Raubzügen. In einer Petition aus der Zeit des Theodosius II. bat der Bischof von Syene und Contra Syene sogar um ein mili­tärisches Kontingent, um seine Gemeinde vor den Übergriffen der Blemmyer und Nubier beschützen zu können[55]. Besonders eindrücklich sind in diesem Zusammen­hang auch die beiden von Evagrius Scholasticus überlieferten Briefe des Nestorius an den Dux der Thebais. Der ehemalige Patriarch von Konstantinopel (428–431 n. Chr.) war um 435 n. Chr. von Theodosius II. nach Ägypten verbannt worden. Sein Exil, die Oase von Kharga, wurde nacheinander von Blemmyern, den libyschen Maziken und Nubiern heimgesucht. Die Blemmyer, behauptete Nestorius, hätten ihn sogar gefangengenommen, dann aber in einem Akt des Mitleids freigelassen, sodass er nach Panopolis flüchten konnte[56]. Neuere archäologische Untersuchungen sowie die Auswertung des reichhaltigen Materials an Ostraka und Papyri haben gezeigt, dass die Bewohner der Oase deutlich wohlhabender waren, als ursprünglich ange­nommen [57]. Die römische Militärpräsenz war für eine umfassende Verteidigung der Region nicht ausgelegt, sondern diente eher der Absicherung der Karawanenrouten. Die von Nestorius geschilderten barbarischen Überfälle sind nicht unglaubwürdig. In Analogie zu dem Bericht des Ammonius wird der ehemalige Patriarch die Ereignisse freilich entsprechend ausgeschmückt haben, um seiner an den Kaiser gerichteten Bitte, unter dem Schutz des Dux der Thebais verweilen zu dürfen, Nachdruck zu verleihen. Entscheidend ist dabei jedoch, dass die Blemmyer (und Nubier) bereits als ernsthafte Gegner der Römer wahrgenommen wurden, denen man derartige Angriffe durchaus zutrauen konnte. Die Inschriften und Briefe des Phonen und Silko bezeugen zudem, dass beide Ethnien in der Lage waren, ein eigenes „Königreich“ aufzubauen[58]. Diese historische Situation stellt den Hintergrund dar, vor dem Nonnos’ Bemer­kungen über Blemmys und die Blemmyer zu sehen sind. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass die Einbindung der Blemmyer in den Inderkatalog des 26. Gesangs der Dionysiaka einen konkreten historischen Anlass hatte. Hierfür müssen wir einen Blick auf die einzelnen Berichte über das vermeintliche Ende des Konflikts zwischen Römern und Blemmyern werfen.

Jordanes berichtet in den Romana davon, dass die Römer unter der Leitung eines gewissen Florus, der archaisierend alsprocurator urbis Alexandriae bezeichnet wird, den Sieg gegen die Blemmyer und Nubier erringen konnten [59]. Die Amtsbezeichnung ist in jedem Fall entstellt, denn ein so betiteltes Amt hat nie existiert. Der Titel ist eine archaisierende Bezeichnung für eine Funktion, über die wir nur Vermutungen an­stellen können. Aus der Kirchengeschichte des Evagrius, der sich an dieser Stelle auf einen fragmentarisch erhaltenen Passus der Historien des Priscus stützt, erhalten wir zusätzlich noch die Information, dass jener Florus um 453 n. Chr. mit 2000 neu ausgehobenen Soldaten nach Alexandria entsandt wurde, um einen Aufstand der Bevölkerung nach der Wahl des Proterius zum Patriarchen niederzuschlagen[60]. Zu diesem Zweck wurde er sowohl mit militärischen als auch zivilen Kompetenzen ausgestattet (τῶν στρατιωτικῶν ταγμάτων ἡγούμενος ὁμοῦ τε καὶ τὴν πολιτικὴν διέπων ἀρχήν), die er nutzte, indem er die Getreideverteilung an die Bevölkerung aussetzte und sowohl die öffentlichen Bäder als auch die Theater schließen ließ. Die Bündelung ziviler und militärischer Befugnisse mit regionalem Fokus wurde zwar erst durch die administrative Reform Ägyptens durch Justinian 539 verstetigt [61], es gibt aber auch Belege dafür, dass die Kumulierung solcher Ämter gelegentlich praktiziert wurde, bevor Justinian dann eine erprobte Praxis zur Norm erklärte[62]. Ein solcher Fall liegt bei Florus vor, der offenbar Augustalis (πολιτικὴν ἀρχήν διέπων) und dux (στρατιωτικῶν ταγμά των ἡγούμενος) war.

Jordanes „Degradierung“ des Florus zum ʻprocuratorʼ Alexandrias ermöglicht es nun, die übrigen Informationen, die wir über die Ereignisse an der Südgrenze Ägyp­tens aus dieser Zeit besitzen, neu zu bewerten. Nach Priscus nahmen die Blemmyer und Nubier nämlich Friedensverhandlungen mit einem gewissen Maximinus auf[63]. Der Frieden sollte zunächst auf die Verweildauer des Maximinus in der Thebais beschränkt sein, nach weiteren Verhandlungen wurde er aber auf dessen Lebenszeit bzw. 100 Jahre ausgeweitet[64]. Die Befugnis, mit auswärtigen Gesandten zu ver­handeln, lässt darauf schließen, dass Maximinus zumindest das Amt eines dux Thebaidos bekleidete, bei der Größe des Konflikts mit den Blemmyern und Nubiern wahrscheinlich sogar das eines comes Aegypti [65]. Priscus berichtet weiter, dass er kurz nach der Unterzeichnung des Friedenvertrags verstarb und der Konflikt mit den Blemmyern erneut aufflammte. Von dem Nachfolger des Maximinus im Amt des comes Aegypti (oder dux Thebaidos), einem Mann namens Dionysius, berichten die Quellen, dass er nach dem Tod Kaiser Markians im Jahr 457 n. Chr. einen Aufstand in Alexandria niederschlug [66]. Beim Ausbruch der Unruhen war er nicht in der Metropole und musste aus Oberägypten herbeieilen, was durchaus bedeuten kann, dass er in Kampfhandlungen an der Grenze verwickelt war. Was die Anwesenheit des Dionysius στρατηλάτης in Oberägypten notwendig gemacht hatte, wird zwar nicht explizit erläutert, aber Probleme mit den Blemmyern sind die nächstliegende Er­klärung. Chronologisch fügt sich der Einsatz des Dionysius (um 457) bestens zu den Nachrichten über die neu entflammten Kampfhandlungen der Blemmyer nach dem Tod des Maximinus (ca. 455). Es erscheint gut möglich, dass Nonnos die origo der Blemmyer in eben diesen Jahren geschrieben hat und den Exkurs über die Blemmyer in seine Dionysiaka einfließen ließ, weil sie damals nicht nur in seiner Heimatstadt Panopolis in aller Munde waren, sondern durch die Aktivitäten der hochrangigen Militärs Florus, Maximinus und Dionysius auch in der Wahrnehmung der Alex­andriner verstärkt präsent waren.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass der Passus aus den Dionysiaka des Nonnos von Panopolis, den man mit gutem Recht als eine origo gentis Blemmyorum bezeich­nen könnte, demonstriert, wie grundlegend sich die Wahrnehmung der Völker im Süden Ägyptens in der Spätantike gewandelt hatte. Die Blemmyer wurden nicht mehr als kopflose Barbaren angesehen, sondern vielmehr als furchteinflößende Räuber und Krieger, die über eigene „Königreiche“ herrschten, fremde Götter anbeteten und sich auf einen berühmten gemeinsamen Ahnherrn berufen konnten.

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FU Berlin
Berlin Graduate School of Ancient Studies (BerGSAS)
Hittorfstr. 18
14195 Berlin, Deutschland
C.Barthel1@gmx.de

Christian Barthel

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Ich danke Stefan Esders, Bernhard Palme, Hartmut Leppin, Rudolf Haensch sowie den anonymen Gutachtern der Tyche für die hilfreichen Kommentare zu früheren Versionen dieses Artikels und nicht zuletzt Franziska Helbig, die bereitwillig das Lektorat übernahm. Einige meiner Thesen konnte ich in der Session: „In Praise of Late Antique and Early Medieval Mili­tary Men“, auf dem International Medieval Congress 2013 in Leeds vorstellen, wofür ich den Organisatoren Guido M. Berndt, Laury Sarti und Roland Steinacher ebenfalls sehr dankbar bin.

[1] Die antiken Quellen überliefern keine einheitliche Schreibweise dieser Ethnie. Im Fol­genden wird, wenn nicht anderweitig markiert, die Schreibung Blemmyer benutzt.

[2] Plin., nat., V, 8, 46, entnommen aus: G. Winkler, R. König (Hrsg.), C. Plinius Secundus d. Ä., Naturkunde, Buch V, Darmstadt 1993.

[3] Pomponius Mela, Chorographia, I, 22 und 48; siehe auch K. Brodersen, Pomponius Mela, Kreuzfahrt durch die Alte Welt, Darmstadt 1994, 1–14.

[4] Pomponius Mela, Chorographia I, 41–43.

[5] J. B. Friedman, The Monstrous Races in Medieval Art and Thought, Cambridge 1981, 5–26, 37–59; P. D. A. Harvey (Hrsg.),The Hereford World Map: Medieval World Maps and Their Context, London 2006; H. Schedel, Weltchronik. Nachdruck [der] kolorierten Gesamt­ausgabe von 1493. Einleitung und Kommentar von Stephan Füssel, Augsburg 2004; The Talbot Shrewsbury Book, Royal MS 15 E VI; online abrufbar unter: http://www.bl.uk/manuscripts/
FullDisplay.aspx?ref=Royal_MS_15_E_VI (zuletzt aufgerufen am 6.9.2014).

[6] Plin., nat., VI, 181–186; R. S. Bagnall, Publius Petronius, Augustan Prefect of Egypt, in: N. Lewis (Hrsg.), Papyrology (YClSt 28), Yale 1985, 85–93; R. T. Updegraff, The Blemmyes, 1. The Rise of the Blemmyes and the Roman Withdrawal From Nubia Under Diocletian, ANRW 2,10,1 (1988) 44–106; M. Speidel, Nubia’s Roman Garrison, ANRW 2,10,1 (1988) 767–798; D. N. Edwards et al., On a Nubian Frontier — Landscapes of Settlement on the Third Cataract of the Nile, Sudan, Azania: Archeological Research in Africa 47, 4 (2012) 450–487, bes. 465–473. Die großen Oasen im Westen und die östliche Wüste stellten in den ersten nach­christlichen Jahrhunderten zunächst einen größeren militärischen Brennpunkt dar, wie sich aus einigen Papyri und den dortigen Ostrakafunden ablesen lässt. Vgl. hierzu A. L. Boozer, Frontiers and Borderlands in Imperial Perspectives: Exploring Rome’s Egyptian Frontier, AJA (2013) 275–292; J. Bingen,Life on the Fringe: Some Conclusions, in: O. Kaper (Hrsg.), Life on the Fringe. Living in the Southern Egyptian Deserts During the Roman and Early-Byzantine Periods, Leiden 1998, 287–301.

[7] N. Pollard, Imperatores castra dedicaverunt: Security, Army Bases, and Military Dis­positions in Later Roman Egypt (Late Third-Fourth Century), Journal of Late Antiquity 6, 1 (2013) 3–36; J. Dijkstra, Philae and the End of Ancient Egyptian Religion, Leiden 2008, 131–175; D. N. Edwards, The Nubian Past: An Archaeology of the Sudan, London 2004, 141–182; R. Alston,Fraying Round the Edges: Modes of Change on the Margins, in: R. Alston, S. N. C. Lieu (Hrsg.),Aspects of the Roman East. Papers in Honour of Professor Fergus Millar FBA, Turnhout 2007, 1–33; V. Christides, Ethnic Movements in Southern Egypt and Northern Sudan. Blemmyes-Beja in Late Antique and Early Arab Egypt Until 707 A.D., Listy Filologické 103 (1980) 129–143; L. Castiglione, Diocletianus und die Blemmyer, Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 96 (1969) 90–103.

[8] H. Cuvigny, Ostraca de Krokodilô. La correspondance militaire et sa circulation, O.Krok. 1–151, Kairo 2005; H. Satzinger,The ‘Barbarian’ Names on the Third-Century Ostraka from Xeron. in: J. Dijkstra, G. Fisher (Hrsg.), Inside and Out: Interactions Between Rome and the Peoples on the Arabian and Egyptian Frontiers in Late Antiquity (200–800 CE). Ottawa, October 11–13, 2012, Leiden 2014, 199–215. Preprint abrufbar unter http://homepage.
univie.ac.at/helmut.satzinger/Texte/Barbarian_Names.pdf
(zuletzt aufgerufen am 6.9.2014); zu den Handelsbeziehungen vgl. auch die Gruppe der Gebelên-Urkunden: F. Mitthof (Hrsg.),Grie­chische Papyrusurkunden kleineren Formats, Neuedition. SPP III2 119–238 Schuldscheine und Quittungen (Pap. Vind. 3), Wien 2007, XXV–XXXI, Texte 129–134.

[9] Grundsätzlich: J. Diggle, F. R. D. Goodyear (Hrsg.), Flavii Cresconii Corippi Iohannidos seu de Bellis Libycis libri VIII, Cambridge 1970; Th. Gärtner, Untersuchungen zur Gestaltung und zum historischen Stoff der Johannis Coripps, Berlin 2008; P. Riedlberger, Philologischer, historischer und liturgischer Kommentar zum 8. Buch der Johannis des Goripp nebst kritischer Edition und Übersetzung, Groningen 2010.

[10] D. Accorinti, Nonnos von Panopolis, RAC 25 (2013) 1107–1121; F. Vian (Hrsg.), Les Dionisiaques I, Paris 1976, II–XXII.

[11] Zur Gleichsetzung von Indien und Persien in den Dionysiaka siehe P. Chuvin, Local Traditions and Classical Mythology in the Dionysiaca, in: N. Hopkinson (Hrsg.), Studies in the Dionysiaca of Nonnus, Cambridge 1994, 167–177; R. Dostálová, Das Bild Indiens in den Dionysiaka des Nonnos von Panopolis, Acta antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae 15 (1967) 437–450.

[12] Ausführlich P. Chuvin, Mythologie et géographie dionysiaques. Recherches sur l’œuvre de Nonnos de Panopolis, Clermont-Ferrand 1991. Für den Süden Ägyptens und die Blemmyer s. bes. 277–281.

[13] Nonn., Dion., XVII, 385–397 entnommen aus B. Gerlaud, Nonnos de Panopolis. Les Dionysiaques, VI. Chants XIV–XVII, Paris 1994, 172; vgl. auch die Edition von F. Gonelli, Nonno di Panopoli. Le Dionisiache, II, Mailand 22008, 313–315.

[14] Übersetzung aus Th. v. Scheffer, Nonnos Dionysiaka, Wiesbaden 21953, 288. Eine stärker am griechischen Wortlaut orientierte Prosaübersetzung bietet Gerlaud, Les Diony­siaques (o. Anm. 13) 172. „ Et Blémys à la tête crépue, chef des Indiens de l’Érythrée, portant le rameau pacifique de l’olivier des suppliants, plie un genou asservi devant Dionysos, l’exterminateur des Indiens. Et le dieu, à la vue de l’homme prosterné contre terre, le prend par la main, le relève: avec son peuple aux parlers divers, il l’envoie loin des noirs Indiens de l’Érythrée, lui qui déteste la tyrannie et les mœurs de Dériade, vers les côtes de l’Arabie, où, près de la mer voisine, il habite une terre bénie et donne son nom à ses sujets; et Blémys se hâte d’arriver à l’embouchure du Nil aux sept bras, pour devenir de porte-sceptre des Ethiopiens dont il a la couleur; et le territoire de Méroé à l’éternel été l’accueille, ce chef qui porte déjà le nom des Blémys à venir.

[15] T. Eide, T. Hägg, R. H. Pierce, L. Török (Hrsg.), Fontes Historiae Nubiorum (FHN), III. Textual Sources for the Middle Nile Region Between the Eighth Century BC and the Sixth Century AD, Bergen 1998; H. Barnard,Sire, il n’y a pas de Blemmyes. A Re-Evaluation of Historical and Archaeological Data, in: J. C. M. Starkey (Hrsg.),People of the Red Sea: Proceedings of Red Sea Project II, held in the British Museum, October 2004, Oxford 2005, 23–40; J. Dijkstra,Blemmyes, Noubades and the Eastern Desert in Late Antiquity: Reassessing the Written Sources in: H. Barnard, K. Duistermaat (Hrsg.), The History of the Peoples of the Eastern Desert, Los Angeles 2012, 239–247. Allein Gerlaud, Les Dionysiaques (o. Anm. 13) 148–153 und P. Schneider, L’Éthiopie et l’Inde: interférences et confusions aux extrémités du monde antique (VIII siècle avant J. C.–VI siècle après J. C.), Rom 2004, 84–86, 133–135, 360–365 kommentieren diese Stelle ausführlicher. Erwähnt, aber nicht analysiert wird sie auch von E. Livrea, Anonymi fortasse Olympiodori Thebani Blemyomachia, P. Berol. 5003, Meisenheim am Glan 1978, 9–10.

[16] Grundsätzlich H. Wolfram, Origo Gentis, RGA 2A, 23 (2003) 174–178; W. Pohl, Telling the Difference: Signs of Ethnic Identity, in: W. Pohl, H. Reimitz (Hrsg.), Strategies of Distinction. The Construction of Ethnic Communities, 300–800, Leiden 1998, 17–71; A. Plass­mann, Origo Gentis. Identitäts- und Legitimitätsstiftung in früh- und hochmittelalterlichen Herkunftserzählungen, Berlin 2006, 11–27, 359–375.

[17] L. E. Patterson, Kinship Myth in Ancient Greece, Austin 2010, 45–83.

[18] S. generell auch W. Goffart, The Narrators of Barbarian History (A.D. 550–800). Jordanes, Gregory of Tours, Bede, and Paul the Deacon, Princeton 1988. Zum Corpus Aurelianum, bestehend aus Origo Gentis Romanae, De viris illustribus urbis Romae und dem Liber de Caesaribus des Aurelius Victor, siehe: M. Sehlmeyer (Hrsg.), Origo Gentis Romanae. Die Ursprünge des römischen Volkes, Darmstadt 2004, 152–161.

[19] Nonn., Dion., I, 13; XXVI, 238; vgl. zur literarischen Bildung in der Spätantike D. G. Piccardi, Nonno e l’Egitto, Prometheus 24, 1 (1998) 61–82 (I parte), 161–181 (II parte), bes. 61–63; F. K. Nicks, Literary Culture in the Reign of Anastasius I, in: St. Mitchell, G. Greatrex (Hrsg.), Ethnicity and Culture in Late Antiquity, London 2000, 183–203; A. Cameron, Wandering Poets: A Literary Movement in Byzantine Egypt, Historia 14, 4 (1965) 470–509.

[20] Agathias, Historiae IV, 23,5, entnommen aus: J. D. Frendo, Agathias: The Histories, Berlin 1975, 125–126.

[21] Nonn., Dion., XIV, 303–304.

[22] Auf ähnliche Weise wird der Tod des Orontes prophezeit; vgl. Nonn., Dion., XIV, 269–283. Zur Niederlage des Deriades XL, 1–100, bes. 61–100.

[23] Nonn., Dion., XXVI, 339–342.

[24] Vgl. Scheffer, Dionysiaka (o. Anm. 14) 914, Anm. 58; E. Heitsch, Die griechischen Dichterfragmente der römischen Kaiserzeit I, Göttingen 21963, 60–69.

[25] Lemma Blemys in: Stephani Byzantii Ethnicorum quae supersunt (ed. A. Meinecke), Berlin

1849; neue Edition in Bearbeitung durch M. Billerbeck, Stephani Byzantii Ethnica, I–, Berlin 2006– .

[26] Lemma Hermolaos in: A. Adler (Hrsg.), Suidae lexicon, I, Stuttgart 1971; M. Biller­beck, Ch. Zubler,Stephanos von Byzanz als Vermittler antiker Kulturgeschichte, in: U. Fell­meth, P. Guyot, H. Sonnabend (Hrsg.),Historische Geographie der Alten Welt. Grundlagen, Erträge, Perspektiven, Hildesheim 2007, 27–43; vgl. auch J. Desanges,L’Afrique dans les Ethnika de Stéphane de Byzance, in: B. Cabouret, A. Groslambert, C. Wolff (Hrsg.), Visions de l’Occident romain: hommage à Yann Le Bohec, Paris 2012, 153–165.

[27] P. J. Geary, The Myth of Nations: The Medieval Origins of Europe, Princeton 2002, 41–63; H. Wolfram, Auf der Suche nach den Ursprüngen, in: W. Pohl (Hrsg.), Die Suche nach den Ursprüngen. Von der Bedeutung des frühen Mittelalters, Wien 2004, 11–23; R. Steinacher, Ethnogenese, Gens, Regnum. Die historische Ethnographie, Latein-Forum 50/51 (2003) 83–105; R. Wenskus, Stammesbildung und Verfassung. Das Werden der frühmittelalterlichen Gentes, Köln 21977, 87–107.

[28] Zu den verschiedenen spätantiken Vorstellungen über die geographische Lage Indiens vgl. allg. P. Schneider, L’Éthiopie (o. Anm. 15) 15–25; A. Dihle, Antike und Orient: Ge­sammelte Aufsätze, Heidelberg 1984, 89–98; 109–118; 118–153; 174–191; Ph. Mayerson, A Confusion of Indias: Asian India and African India in the Byzantine Sources, Journal of the American Oriental Society 113, 2 (1993) 169–174.

[29] Dion. Per., 217–229 entnommen aus: K. Brodersen, Dionysios von Alexandria. Das Lied von der Welt, Hildesheim 1994, 57. Dort heißt es: „ Im südlichen Vorland weiden als letzte Menschen das Volk der Äthiopier dicht am Okeanos selbst bei dem Tempe der äußersten Kerne; ihnen benachbart ragen verbrannter Blemyer Felshöh’n von wo fließen herab die Ge­wässer des feisten Neilos. Lang durch Libya her schlingt erst er sich gegen den Aufgang, „Siris“ den Äthiopen genannt, doch Syenes Bewohner gaben ihm, wo er den Lauf umwendet, den Namen des Neilos; von da dehnt er zum Norden sich in mehrfache Arme geteilet, sieben Mündungen durch sich schlingend hinab in die Salzflut, fettend durch seine Gewässer den fruchtbaren Boden Ägyptens — denn es ist keiner der Flüsse dem Neilos ähnlich geschaffen, weder zu düngen durch Schlamm noch des Lands Wohlfahrt zu erhöhen.

[30] Vgl. mit weiterführender Literatur Updegraff, The Blemmyes (o. Anm. 6) 65–67.

[31] G. R. Parker, The Making of Roman India, Cambridge 2008, 69–117; P. Schneider, L’Éthiopie (o. Anm. 15) 283–289.

[32] Prok., Bella, I, 19, 27–37 (= FHN 328), entnommen aus H. B. Dewing, Procopius. History of the Wars, Reprint, London 1961.

[33] Ein in der Chronik des Josua Stylites überlieferter Brief des Kaisers Anastasius I. an den persischen Großkönig Cabades berichtet bereits von römischen Kriegsbemühungen gegen die Blemmyer zu Beginn des 6. Jh.; Jos. Styl., 20, entnommen aus: A. Luther, Die syrische Chronik des Josua Stylites, Berlin 1997, 44–45.

[34] R. Scharf, Foederati: Von der völkerrechtlichen Kategorie zur byzantinischen Truppen­gattung (Tyche Suppl. 4), Wien 2001, 45–48.

[35] Vgl. Gerlaud, Les Dionysiaques (o. Anm. 13) 149–151.

[36] Olympiodorus, Fragm. 1,37 (= FHN 309); Priscus, Fragm. 21 (= FHN 318), ent­nommen aus R. C. Blockley, The Fragmentary Classicising Historians of the Later Roman Empire: Eunapius, Olympiodorus, Priscus and Malchus, I–II, Liverpool 1981–83; vgl. W. Treadgold, The Diplomatic Career and Historical Work of Olympiodorus of Thebes, The International History Review 26, 4 (2004) 709–733, bes. 720–21; Zos., Historia Nova, I, 71, 1 (= FHN 323) entnommen aus O. Veh, St. Rebenich (Hrsg.), Zosimos Neue Geschichte, Stuttgart 1990; Prok., Bella, I, 19, 27–37 (= FHN 328); siehe auch generell zur Interaktion von Römern und Barbaren S. Faraji, Kush and Rome on the Egyptian Southern Frontier: Where Barbarians Worshipped as Romans and Romans Worshipped as Barbarians, in: R. Mathisen, D. Shanzer (Hrsg.), Romans, Barbarians, and the Transformation of the Roman World. Cultural Interaction and the Creation of Identity in Late Antiquity, Ashgate 2011, 223–233.

[37] J. Dijkstra, A Cult of Isis at Philae after Justinian? Reconsidering P.Cair.Masp. I 67004, ZPE 146 (2004) 137–54; vgl. S. Richter, The Beginnings of Christianity in Nubia, in: G. Gabra, H. N. Takla (Hrsg.), Christianity and Monasticism in Aswan and Nubia, Kairo 2013, 47–54.

[38] So auch M. Steinrück, Neues zur Blemyomachie, ZPE 126 (1999) 99–114, bes. 112.

[39] Ausführlich bei S. Richter, Studien zur Christianisierung Nubiens (Sprachen und Kulturen des Christlichen Orients 11), Wiesbaden 2002.

[40] S. Emmel, From the Other Side of the Nile: Shenute and Panopolis, in: A. Egberts,
B. P. Muhs, J. van der Vliet (Hrsg.), Perspectives on Panopolis. An Egyptian Town from Alexander the Great to the Arab Conquest, Leiden 2002, 95–115.

[41] E. Livrea (Hrsg.), Nonno di Panopoli: Parafrasi del Vangelo di San Giovanni. Canto B. Introduzione, testo critico, traduzione e commento, Bologna 2000; D. Ebener (Hrsg.), Nonnos. Werke in zwei Bänden, II, Berlin 1985, 476–484.

[42] Forschungsdiskussion und ältere Literatur bei B. Abel-Wilmanns, Der Erzählaufbau der Dionysiaka des Nonnos von Panopolis, Frankfurt am Main 1977, 9–18; V. Stegemann, Astrologie und Universalgeschichte. Studien und Interpretationen zu den Dionysiaka des Nonnos von Panopolis , Leipzig 1930, 206–230.

[43] R. Shorrock, The Myth of Paganism. Nonnus, Dionysus and the World of Late Antiquity, London 2011, 49–116; W. Liebeschütz, The Use of Pagan Mythology in the Christian Empire with Particular Reference to the “Dionysiaca” of Nonnus, in: P. Allen,
E. Jeffreys (Hrsg.), The Sixth Century: End or Beginning?, Brisbane 1996, 75–91.

[44] Zur generellen Problematik der antiken Ethnographie im Süden Ägyptens siehe: R. H. Pierce, A Blemmy by Any Other Name … A Study in Greek Ethnography, in: Barnard, Duistermaat (Hrsg.), Peoples of the Eastern Desert (o. Anm. 15) 227–237; S. M. Burstein, Trogodytes = Blemmyes = Beja? The Misuse of Ancient Ethnography, in: H. Barnard,
W. Wendrich (Hrsg.), The Archaeology of Mobility: Old World and New World Nomadism, Los Angeles 2008, 250–264.

[45] J. Assmann, Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in den frühen Hochkulturen, München 62007, 87–97, 130–151; J. Fried, Der Schleier der Erinnerung. Grundzüge einer historischen Memorik, München 2004, 293–305; Y. Syed,Vergil’s Aeneid and the Roman Self. Subject and Nation in Literary Discourse, Ann Arbor 2005, 13–33; 53–87; 194–196; J. Conant, Staying Roman. Conquest and Identity in Africa and the Mediterranean, 439–700, Cambridge 2012, 3–12; 252–306.

[46] Jordanes, Romana, 333 (= FHN 329); Priscus, Fragm. 21 (= FHN 318). In der Dionysiakaforschung wird dieser Konflikt vereinzelt auch zur Datierung des Epos herangezogen s. R. Dostálová-Jenistová, Báje o eponymovi Blemyů Nonna z Panopole, Listy Filologické 4, 2 (1956) 174–177.

[47] Olympiodorus, Fragm. I,37 (= FHN 309); Treadgold, Olympiodorus (o. Anm. 36) 709–733.

[48] S. M. Burstein, The Roman withdrawal from Nubia. A New Interpretation, Symbolae Osloenses 73 (1998) 125–132; L. Török,Late Antique Nubia: History and Archaeology of the Southern Neighbour of Egypt in the 4th–6th c. A.D., Budapest 1988, 28–33.

[49] Hier ist zunächst von blemmyischen Flüchtlingen die Rede, vgl. H. I. Bell, M. Victor, E. G. Turner, D. van Berchem (Hrsg.), The Abinnaeus Archive, Oxford 1962, 34–37
(= P.Abinn. 1).

[50] Speidel, Nubia (o. Anm. 6); D. A. Welsby, Roman Military Installations Along the Nile South of the First Cataract, Archéologie du Nil Moyen 8 (1998) 157–182.

[51] H. Satzinger, The Inscription of Silko, King of the Noubades at the Pronaos Wall of Talmis Temple (Kalâbsha), abrufbar unter: http://homepage.univie.ac.at/helmut.satzinger/
Wurzelverzeichnis/Silko_Inscription.html (zuletzt aufgerufen am 6.9.2014); No 628; SB V 8536; I.Prose 67 (= FHN 317); J. Rea, The Letter of Phonen to Aburni, ZPE 34 (1979) 147–162 (= FHN 319). Vgl. auch Mitthof, Schuldscheine und Quittungen (o. Anm. 8) Text 132 und 133, 22–24.

[52] Edwards, Nubian Past (o. Anm. 7) 182–212.

[53] Rel. Ammonii, 28–53; entnommen aus A. S. Lewis, The Forty Martyrs of the Sinai Desert and the Story of Eulogios (Horae Semiticae XI), Cambridge 1912, 7–14; D. F. Caner, History and Hagiography from the Late Antique Sinai (Translated Texts for Historians 53), Liverpool 2010, 141–172, bes. 142–143 mit einer Analyse der Varianten der Blemmyer­erzählung. Je nach Manuskript kamen die Blemmyer entweder aus Arabien oder Äthiopien in das auf der Sinai-Halbinsel liegende Raithou. Grundsätzlich zu dem Text: Ph. Mayerson,The Ammonius Narrative: Bedouin and Blemmye Attacks in Sinai, wieder abgedruckt in: ders., Monks, Martyrs, Soldiers and Saracens. Papers on the Near East in Late Antiquity (1962–1993), Jerusalem 1994, 148–164.

[54] AE 1998, 1470; A. L. Gascoigne, P. Rose, The Forts of Hisn-el Bab and the First Cataract Frontier from the 5th to the 12th Centuries AD, Sudan & Nubia 16 (2012) 88–96;
G. Lassányi, The Blemmyes and the Frontier Defence in Egypt in the Late Antiquity: Some Archaeological Notes, in: Z. Visy (Hrsg.), Limes XIX: Proceedings of the XIXth International Congress of Roman Frontier Studies Held in Pécs, Hungary, September 2003, Pécs 2005, 785–792; N. Lenski, Failure of Empire: Valens and the Roman State in the Fourth Century A. D., Berkeley 2002, 200–210; 375–379; 393–396.

[55] P. Leid. Z = SB XX 14606 (= FHN 314) (425–450 n. Chr.); s. auch D. Feissel, K. A. Worp, La requête d’Appion, évêque de Syène, à Théodose II: P. Leid. Z revisé, Oud­heidkundige Mededelingen 68 (1988) 97–111; vgl. zum archäologischen Befund: L. Török, Egyptian Late Antique Art from Royal Nubian Tombs, in: D. Mouriki, Ch. Moss (Hrsg.),Byzantine East, Latin West: Art-historical Studies in Honor of Kurt Weitzmann, Princeton 1995, 91–101; ders.,An Early Christian Silver Reliquary from Nubia, in: O. Feld, U. Peschlow (Hrsg.), Studien zur spätantiken und byzantinischen Kunst, III, Bonn 1986, 59–65.

[56] Evagr., HE, I, 7–8, entnommen aus: A. Hübner, Evagrius Scholasticus. Historia Eccle­siastica — Kirchengeschichte, Turnhout 2007. Die Authentizität der Briefe ist nicht unum­stritten, die in ihnen geschilderte Situation jedoch plausibel.

[57] Siehe hierzu die zahlreichen Beiträge in: R. S. Bagnall, P. Davoli, C. A. Hope (Hrsg.), The Oasis Papers 6. Proceedings of the Sixth International Dakhleh Oasis Project (Dakhleh Oasis Project: Monograph 15), Oxford 2013; zusammenfassend auch R. S. Bagnall, Eine Wüstenstadt. Leben und Kultur in einer ägyptischen Oase im 4. Jahrhundert n. Chr., Stuttgart 2013, 31–52.

[58] Satzinger, Inscription of Silko (o. Anm. 51); Rea, The Letter of Phonen to Aburni (o. Anm. 51).

[59] Jordanes, Romana, 333 (= FHN 329).

[60] Evagr., HE, II, 5; Priscus, Fragm. 22; PLRE II, s. v. Florus 2; vgl. auch P. Grossmann, Zur Stiftung und Bauzeit der grossen Kirche des Schenuteklosters bei Suhag (Oberägypten), BZ 101, 1 (2008) 35–54, bes. 42–44.

[61] Edikt XIII, 1; 4; grundsätzlich B. Palme, The Imperial Presence: Government and Army, in: R. Bagnall (Hrsg.), Egypt in the Byzantine World, 300–700, New York 2007, 244–270.

[62] Cod. Iust. 1, 57, 1; Evagr., HE, III, 22 bezeugen beispielsweise jeweils einen dux et Augustalis. J.-M. Carrié, Separation ou cumul? Pouvoir civil et autorité militaire dans les provinces d’Égypte de Gallien à la conquête arabe, AntTard 6 (1998) 105–121; s. auch
G. Siebigs, Kaiser Leo I. Das oströmische Reich in den ersten drei Jahren seiner Regierung (457–460 n. Chr.), Berlin 2010, Exkurs XV: Zum dux Aegypti ab der Mitte des 5. Jh., 805–812.

[63] Priscus, Fragm. 21. Zu Maximinus s. PLRE II, s. v. Maximinus 11.

[64] R. Schulz, Die Entwicklung des römischen Völkerrechts im vierten und fünften Jahr­hundert n. Chr., Stuttgart 1993, 157.

[65] So schon PLRE II, s. v. Maximinus 11, mit Hinweis auf seine frühere Karriere. Vgl. Cod. Theod., 8, 5, 57. Ein Dux war angehalten, auf den cursus publicus zurückzugreifen, um auswärtige Gesandte zu empfangen und zur politischen Zentrale weiterzuleiten. Generell zu der militärischen Ämterbezeichnung J. Durliat, Magister Militum Σtrath lάthV dans l’empire Byzantin (VIe–VIIe siècles), BZ 72 (1979) 306–320.

[66] PLRE II, s. v. Dionysius 7; Ps.-Zach. Rhet., Chron., IVa, entnommen aus: G. Greatrex, R. B. Phoenix, C. B. Horn (Hrsg.), The Chronicle of Pseudo-Zachariah Rhetor. Church and War in Late Antiquity (Translated Texts for Historians 55), Liverpool 2011; Evagr., HE, II, 8; Vita P. Iber., § 92–97; C. B. Horn, R. R. Phoenix Jr. (Hrsg.), John Rufus: The Lives of Peter the Iberian, Theodosius of Jerusalem, and the Monk Romanus, Leiden 2008, 141–145. Zacharias Rhetor und Evagrius betiteln Dionysius als στρατηλάτης.