Tadeusz Sarnowski


Accepta pariatoria und pastus militum

Eine neue Statuenbasis mit zwei Inschriften aus Novae


Tafeln 12–14



Im Zusammenhang mit dem großangelegten Revitalisierungsvorhaben des Zentrums des Grabungsgeländes in Novae (Moesia inferior) haben die Architekten aus Sofia im Spätfrühling 2010 im nördlichen Frontbereich des flavischen Stabsgebäudes (princi­pia) der legio I Italica zwei Sondagen durchgeführt, um den teilweise rekonstruierten Grundriss des Komplexes zu überprüfen und die bisherigen archäologischen Baube­funde in das Restaurierungskonzept einbeziehen zu können (Taf. 14, Abb. 1). Während der im August und September 2010 von der Expedition der Universität Warschau übernom­menen Reinigungs- und Dokumentationsarbeiten kam eine in vier Teile zerbrochene Statuenbasis aus grauem Hotnitza-Kalkstein ans Tageslicht (Taf. 12, Abb. 2).[1] Bei seiner Auffindung lag der Stein vermutlich in der Nähe seines ursprünglichen Aufstel­lungsortes nördlich des Seitenpfeilers Nr. 63 des Torbaus (groma), mit der Vorderseite nach oben im Boden versenkt (Taf. 14, Abb. 5, Nr. 8).

Von der Basis sind der auf drei Seiten profilierte Sockel und der mittlere, zwei Inschriften tragende Teil erhalten; ihr Aufsatz ist größtenteils zerstört. [2] Die ur­sprüngliche Höhe der Basis betrug ca. 2 m.[3] Unabhängig von den Bruchflächen zeigt der Stein zahlreiche tiefe Risse. Sauber geglättet und damit gut vorbereitet für die Platzierung einer Inschrift war nur die vom Betrachter aus gesehen rechte Seite; der Stein ist allerdings nicht nur auf dieser, sondern auch auf der Vorderseite beschriftet. Die auf der rechten Seite angebrachte fünfzeilige Inschrift, mit schönen, der scriptura monumentalis ähnelnden Buchstabenformen und entsprechendem Schriftduktus, hat kein Pendant auf der Vorderseite. Stattdessen finden wir dort auf der nur grob bearbeiteten Fläche eine weniger sorgfältig und regelmäßig ausgeführte, sechszeilige Inschrift mit kleineren, eher schlanken Buchstaben.[4] Möglicherweise rührt diese Inschrift von einer Zweitverwendung der Basis her. Denkbar scheint aber auch, dass die Basis wegen einer Beschädigung, die im Zuge ihrer Herstellung durch den Steinmetzen auftrat, zunächst unbenutzt blieb und sich erst einige Zeit später ein neuer Stifter entschied, den schadhaften, aber wohl immer noch am primären Aufstel­lungsort innerhalb der principia befindlichen Stein für eine neue, von ihm bestellte Statue zu verwenden. Die Basis befindet sich jetzt in Novae im Lapidarium beim Bulgarischen Grabungshaus.[5]

1. Die Inschrift auf der rechten Seite der Statuenbasis (Taf. 13, Abb. 3)

Die Inschrift im oberen Bereich des Mittelteils der Basis nimmt eine Fläche von 60 x 33 cm ein. Höhe der Buchstaben: 5,3–5,8 cm; I-longa in Z. 2: 6,2 cm; kleines O und I in Z. 2, 3 und 4: 3,5; 4; 2; 3,8 cm. Zeilenabstand: 1,3–1,8 cm. Ligaturen: D+I (Z. 2); A+V, E+T, M+P, C+O (Z. 3); T+A, A+T (Z. 4). Die meisten Wörter sind durch dreieckige Interpunktionszeichen getrennt. Der Text lautet wie folgt:

Dem in üblicher Weise durch Konsuldatierung[6] angegebenen Jahr der Einweihung der Statue — dedicata (sc. statua) — folgt der in der lateinischen Epigraphik nicht belegte, im ablativus absolutus mit temporaler Sinnrichtung stehende Ausdruck ac­cepta pariatoria („nach Erhalt des Ausgleichs“)[7] und am Satzende die Tagesangabe. Wenn nicht alles täuscht, fand die Einweihung der Statue an bzw. kurz nach dem 13. August statt. An jenem Tag kam es offenbar zum vollständigen Erhalt (accipere) bzw. zur endgültigen Registrierung aller Einnahmen und Ausgaben für die neu angefertigte Statue. Möglicherweise handelte es sich um einen Ausgleich der (eventuell höher als geplant) ausgefallenen Kosten für die Errichtung des Monuments durch (verspätete?) Beiträge der Stifter.[8] Von wem genau das Denkmal stammt und wen die Statue darge­stellt hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Die meisten der offiziellen Weihungen an verschiedene Götter (Altäre bis 183 n.Chr. und Statuen seit 184), [9] die aus dem Stabsgebäude von Novae stammen, bzw. mit diesem als ursprünglichem Aufstel­lungsort in Zusammenhang gebracht werden können, wurden von den primi pili höchstwahrscheinlich zum Ende ihrer Amtszeit gesetzt.[10] Andererseits erwähnt kein kaiserlicher titulus honorarius aus Novae,[11] zu denen auch Statueninschriften gehören,[12] einen primus pilus als Auftraggeber. Anders als im Legionslager Lambae­sis, wo mehrere im Auftrag von primi pili errichtete Kaiserstatuen inschriftlich be­zeugt sind[13], waren diese ranghöchsten Centurionen in Novae offenbar vor allem für das religiöse Leben im Lager verantwortlich.[14] Wie die zunehmende Qualität der von ihnen im Laufe des 3. Jh. gestifteten Statuenbasen zeigt, fühlten sie sich verpflichtet, immer größere und kostbarere Götterbildnisse im Stabsgebäude ihrer Legion aufzu­stellen. [15] Die späteste bisher bekannte Weihung eines primus pilus aus Novae ist vermutlich in die Regierungszeit Galliens zu datieren[16]. Eine frühere Statuenbasis an Iuppiter Optimus Maximus Depulsor von 227 n.Chr.[17] entspricht in ihrer Größe, Form sowie Sockel- und Gesimsprofilierung fast völlig der neu entdeckten Basis von 241. Demgemäß wäre es plausibel, auch sie als Basis für die von einem primus pilus gestiftete rundplastische Darstellung einer Gottheit zu betrachten. Dagegen scheint aber der soeben erörterte Ausdruck accepta pariatoria zu sprechen, demzufolge wir es allem Anschein nach mit einer kollektiven Weihung einer Dedikantengruppe zu tun haben. Ausgehend insbesondere von den Inschriften aus Novae, können wir uns als Stifter die Legion als Gesamtheit oder auch nur die tribuni oder die primi ordines bzw. primi ordines et centuriones vorstellen. Im Lichte der obigen Beobachtungen und wegen des Fundortes am Haupteingang der Principia würde ich zu der Ansicht neigen, dass die Vorderseite der Basis eine Dedikation für den Kaiser[18] bzw. seinen Genius tragen sollte. [19] Trifft diese Vermutung zu, so könnte die Aufstellung der Statue in der weit fortgeschrittenen zweiten Hälfte des Jahres 241 mit der Reise Gordians in den Osten in Verbindung stehen, die ihn auch durch die beiden moesischen Provinzen führte. [20] Der Fundort der Basis bestärkt uns — sofern sie eine Kaiserstatue trug — neuerlich in der Meinung, dass die lebens- oder überlebens­großen Bildnisse der Herrscher innerhalb der Principia die Funktion von Ehren­monumenten hatten [21] und vor ihnen keine Opfer dargebracht wurden.

2. Die Inschrift auf der Vorderseite der Statuenbasis (Taf. 13, Abb. 4)

Die ganze vom Betrachter aus gesehen linke Kante der Basis ist abgebrochen, und damit sind auch die Anfangsbuchstaben aller sechs Zeilen der Inschrift verloren. Stark beschädigt sind außerdem drei Endbuchstaben der ersten Zeile sowie auch ein Buchstabe im mittleren Teil derselben Zeile. Sonst ist der Text mit seinen in der vereinfachten scriptura quadrata eher muldenförmig und nicht so tief und scharf wie in der Inschrift von 241 eingehauenen Buchstaben gut lesbar. Das Schriftfeld misst 69 x 47 cm. Die Höhe der Buchstaben variiert in den fünf ersten Zeilen zwischen 4 und 4,7 cm; in Z. 6 sind sie 7–7,2 cm hoch. Der Zeilenabstand beträgt 2,5–2,7 cm, zwischen Z. 5 und 6 hingegen 4–4,2 cm. Interpunktionen in Form von einfachen, länglichen Vertiefungen befinden sich vereinzelt in Z. 3–5. Wie Schriftgröße und Wortlaut zeigen, fehlen in den ersten fünf Zeilen jeweils zwischen zwei und fünf Buchstaben. Paläographisch bemer­kenswert ist die in Novae im fortgeschrittenen 3. und 4. Jh. charakteristische Schreib­weise des L in Z. 6 [22], die auffällige Form des G mit einem stark umgeschlagenen Fuß (Z. 2) und die der Kursivschrift ähnelnde Schreibung der Buchstaben F und A mit schrägen Querbalken. Es gibt keine Ligaturen. Die Abschrift lautet wie folgt:

In den stark beschädigten Z. 1–3, wo wir mit dem Verlust von 4–5 Buchstaben zu rechnen haben, sind der Beiname der Gottheit [sa]ncto und davor seine Bezeichnung als deo sicher zu ergänzen.[23] Der verlorene Anfang der 3. Zeile ist groß genug, um den Herrschertitel der Caesares als Mitregenten der zuvor erwähnten Augusti einzufügen. Drei Buchstaben in der Z. 4 vervollständigen den in der zweiten Hälfte des 3. Jh. von der 1. Legion getragenen Beinamen Victrix.[24] Weil in den bislang bekann­ten Weihungen aus Novae die Herkunftsangabe mit dem Provinznamen nur in den spätkaiserzeitlichen Inschriften erscheint, die von p(rimi)p(ilarii) stammen, stand am Beginn der 5. Zeile allem Anschein nach die Abkürzung PP, gefolgt von der Präposi­tion ex. Diese Beobachtungen führen zu folgendem Lesetext:

Es handelt sich um eine Weihung an Deus Sanctus Liber Pater Conservator, den Schutzgott der vier Kaiser sowie der seit ca. 72 n.Chr. in Novae stationierten 1. Legion.[25] Da es nach dem Scheitern des tetrarchischen Regierungssystems nur noch selten vorkommt, dass sich das Herrscherkollegium aus mehreren Augusti und Cae­sares zusammensetzt,[26] dürfte die Inschrift eher der Zeit der Tetrarchie (293–311) als dem weiter fortgeschrittenen 4. Jh. zuzuschreiben sein. Dafür scheint auch der unter Gallienus erworbene und wohl für eine nicht allzu lange Zeit im ausgehenden 3. und möglicherweise auch im frühen 4 Jh. von der 1. Legion getragene Beiname Victrix zu sprechen. [27] Seinen Altar hatte Liber Pater im Stabsgebäude von Novae schon seit dem 2. Jh.; dieser wurde ihm vor 184 von einem primus pilus gestiftet.[28] Im Vergleich zum benachbarten Dakien, wo der Gott eine so große Verehrung genoss, dass er den dorti­gen Landesgöttern mit vollem Recht zugerechnet werden kann,[29] war die Verbreitung und Rezeption seines Kultes in Unter- und Obermoesien nicht allzu stark. [30] Der Anzahl der Funde von Votivtafeln nach zu urteilen, war in Untermoesien der thraki­sche Dionysos wesentlich populärer.[31] In Novae und seiner nächsten Umgebung ist der Kult des Dionysos mit mehreren Votivtafeln und rundplastischen Darstellungen bezeugt.[32] Bemerkenswert ist in dieser Hinsicht, dass ein Fund aus dem militärischen Krankenhaus des Lagers stammt (eine ursprünglich 35 cm große Dionysos-Satyr-Skulpturengruppe aus Marmor). [33] Bei den in Novae stationierten Legionssoldaten wurde also offensichtlich der Kult zu Ehren sowohl des thrakischen als auch des italischen Weingottes betrieben. Nicht auszuschließen ist dabei die Möglichkeit, dass Liber Pater spätestens im ausgehenden 3. Jh. im zum Großteil thrakischen Milieu der Soldaten der 1. Legion dem einheimischen Dionysos gleichgesetzt und beide Götter einander in Aussehen und Zuständigkeiten angeglichen wurden. Mit Liber Pater hatte die Novae-Legion um ca. 300 zumindest drei eigene Götter: Bonus Even­tus, Mars Victor, Liber Pater.[34] Den Beinamen Conservator trugen in Untermoesien nach Ausweis der bisher bekannten Inschriften Iuppiter Optimus Maximus (5 Zeug­nisse), Mars (2) und Liber Pater (2, inklusive der neuen Inschrift aus Novae). [35] Mit den Epitheta sanctus, sancta oder sanctissima werden in Novae außer Liber Pater auch folgende Götter bezeichnet: Deus Aeternus, Sarapis, Dea Placida, Victoria Pan­thea, Diana und Aquila. [36]

Die vorliegende Weihung wurde von einem gewissen Aurelius Porfyrius (= Por­phyrius)[37] gestiftet, der aus der nach dem Ende der Severerzeit eingerichteten Provinz Syria Phoenice stammte.[38] Allem Anschein nach war er primipilarius. Nach dem zu urteilen, was wir über den spätkaiserzeitlichen Primipilat wissen, [39] war Porfyrius im Rahmen der Institution des sogenannten pastus militum mit dem Lebensmitteltrans­port aus seiner Provinz zur Legion in Novae betraut.[40] Obgleich die Inschrift selbst keinen Hinweis auf den Anlaß und die Hintergründe der Statuenaufstellung enthält, können wir sie zuverlässig der Gruppe von drei lateinischen und fünf griechischen Weihungen aus dem 4. und 5. Jh. aus Novae und drei lateinischen Texten auf Sta­tuenbasen des 4. Jhs. aus Oescus in Uferdakien zuordnen, denen sie sehr ähnelt.[41] Sechs Texte teilen uns durch die Worte statua bzw. ἀνδριάς mit, dass wir es mit statuarischen Weihungen zu tun haben. Wiederum in sechs Fällen bekommen wir Auskunft, wen die Statuen darstellten. [42] Den lateinischen Inschriften aus Novae und Oescus verdanken wir die wichtige Angabe, dass die Einweihung des Monuments jeweils nach dem Ablauf der (einjährigen) Amtszeit der Primipilarii (post pastum militum, pasto milite,pasto milito) stattgefunden hat. Die zivilen Primipilarii der späteren Kaiserzeit fühlten sich offensichtlich genauso wie einst die primi pili der Prinzipatszeit verpflichtet,[43] nach Ausführung ihres Auftrags eine Statue oder andere Weihegaben in den Stabsgebäuden „ihrer Legion“[44] aufzustellen.

Wenn unsere Vermutung richtig ist — und alles scheint dafür zu sprechen —, dann können wir die neue Weihung aus Novae als das früheste bisher bekannte epi­graphische Zeugnis des spätkaiserzeitlichen Primipilats und wahrscheinlich auch der Institution des pastus militum betrachten, [45] welche zur Zeit der Tetrarchie wohl schon in vollem Gange war, obgleich sie noch nicht unbedingt mit dem offenbar erst ein wenig später eingeführten terminus technicus bezeichnet wurde. Offensichtlich war dies immer noch die Übergangsperiode auf dem Weg zum militärischen Versorgungs­wesen der Spätantike, in dem die primipilarii eine Schlüsselrolle gespielt haben. Das System der Teilbelieferung der untermoesischen Legionen mit Steuermitteln der weit entfernten Provinzen des östlichen Mittelmeerraumes, wohl noch im Rahmen der mit­telkaiserzeitlichen administratio primipilaria bzw. des lustrum primi pili, begann möglicherweise gleich nach den ersten Goteneinfällen zu funktionieren, welche den Nordbalkanraum weitgehend verwüstet hatten, so dass die Provinzen an der unteren Donau die Versorgung der Limestruppen nicht mehr allein aus dem lokalen Natural­steueraufkommen sichern konnten.

Im Lichte der neuen Angaben zum Liber Pater-Dionysos-Kult in Novae und zur statuarischen Ausstattung des Stabsgebäudes der 1. Legion neige ich zu der Auffas­sung, den Ausdruck in vultu Dionysi in den Inschriften von 430–431 als Hinweis auf den Aufstellungsort der drei anonymen Statuen „gegenüber der Statue des Liber Pater“ (von ca. 300 ?) mit Gesichtszügen und Attributen des Dionysos zu deuten. Ob und welche Rolle der Weinstock als Attribut des Weingottes ebenso wie der Legions­centurionen, darunter auch der primi pili, bei dieser Gleichsetzung[46] und bei der offenbar besonders engen Beziehung des Primipilats zum Liber Pater-Kult spielte, [47] lässt sich nicht genau sagen. Wenn die primi pili tatsächlich schon im 3. Jh. be­stimmte Verwaltungsaufgaben im Verpflegungssystem ihrer Legionen besaßen,[48] in dem die Weinlieferung an einer der ersten Stellen stand, so wird die Anwesenheit einer primus pilus-Weihung an Liber Pater in einem vermutlich von ihm selbst errichteten Weinkeller im Legionslager Lambaesis[49] und der zwei vom Hilfspersonal der primi pili aufgestellten Altäre in einem dionysischen Versammlungs- bzw. Kult­raum im Legionslager Carnuntum völlig verständlich.[50]

Im Gegensatz zu den meisten spätkaiserzeitlichen Inschriften aus Novae (Nr. 1–5 und 7 in Taf. 14, Abb. 5), die von zwei Primipilaren stammen, wurde die neue, früheste uns bekannte Weihung von nur einem Primipilar gestiftet. Wenn nicht alles täuscht, steht dies in einem engen Zusammenhang mit dem Zersplitterungsprozess der alten Grenz­legionen, der auch in den Ziegelstempeln zum Ausdruck kommt und als Teil der mili­tärischen Reorganisation der ganzen Region in mehrere zeitliche Abschnitte zerfällt.[51] Die 1. Legion erscheint in der auf die Provinz Moesia secunda bezogenen Liste der Notitia Dignitatum Orientis von ca. 395 (Not. dign. Or. XL 30–32) mit zwei Unterab­teilungen von fünf Kohorten, die eine in Novae, die andere in Sexaginta Prista. Andererseits fand die Teilung der Legion nach dem, was wir den späten Ziegel­stempeln der 1. Legion entnehmen können, nicht früher als unter Konstantin statt,[52] und das würde der Aussage der hier behandelten Inschriften entsprechen. Warum die Weihungen von Oescus jeweils von einem Primipilarius stammen, obwohl zur Zeit ihrer Aufstellung (340–350 bzw. 3. Viertel des 4. Jh.) die Oescus-Legion (V Mace­donica) schon in mehrere Kohorten aufgeteilt worden war, die man auf verschiedene Standorte verteilt hatte, entzieht sich unserer Kenntnis. Weil sich aber, anders als in Novae, die Dedikanten der zwei Inschriften aus Oescus als Primipilare der 5. Legion vorstellen, dürfen wir wohl annehmen, dass sich ihr Auftrag auf alle Unterabteilungen der 5. Legion bezog.

Von dem Textinhalt der neuen griechischen Inschrift[53] und von der Verteilung der Fundorte aller spätkaiserzeitlichen Statuenbasen aus Novae (Taf. 14, Abb. 5) ausgehend, können wir mit aller Vorsicht annehmen, dass das ehemalige Lagerzentrum ( princi­pia) mit forum militare (= Innenhof der principia) seit einem nicht näher bestimm­baren Zeitpunkt in der zweiten Hälfte des 4. Jh. bis ins fortgeschrittene 5. Jh. sowohl seinem ursprünglichen Zweck als Stabsgebäude der in Novae verbliebenen Teile der 1. Legion als auch als Versammlungsort und Repräsentationszentrum (forum civile) der spätantiken civitas Novensium gedient hat. Zur endgültigen Verlegung des reli­giösen und administrativen Zentrums von den Principia in den benachbarten Bau­komplex mit Kathedrale und Bischofsresidenz kam es ohne Zweifel erst geraume Zeit nach den Hunneneinfällen der vierziger Jahre des 5. Jhs.[54]

Besondere Beachtung verdienen die geographischen Herkunftsangaben der den Donaulegionen zugeordneten Primipilare, die auf die Herkunft der Proviantlieferun­gen hinweisen. Bei der 5. Legion handelte es sich zweimal um Syria Palaestina und einmal um Asia, bei der 1. Legion stammten die Primipilare innerhalb eines Zeit­raumes von mehr als 50 Jahren (368–432) offenbar abwechselnd alle zwei Jahre aus den Provinzen Hellespontus oder Insulae (= Kykladen). Aurelius Porfyrius, der um 300 mit einem Lebensmitteltransport nach Novae kam, stammte aus Phoenice. Mögli­cherweise hatten diese im Laufe der Zeit zu beobachtenden Veränderungen auch Auswirkungen auf die Lieferwege. In Betracht kommen zwei Fernhandelsrouten: zum einen von der Ägäis und Marmara-Region ins Schwarze Meer und dann donauauf­wärts, zum anderen aus Syrien und von der Westküste Kleinasiens vermut­lich über Adria, Aquileia und Save zur Donau. Schon wegen der Zugehörigkeit zu diversen Präfekturen und manchmal sogar Herrschaftsbereichen der beiden langen Abschnitte der Flussroute entlang Save und Donau bin ich geneigt anzunehmen, dass die Oescus-Legion in Uferdakien über einen kombinierten Meeres-, Land- und Flusstransport (Aquileia – Save – Donau), die Novae-Legion in Moesia secunda hingegen spätestens seit Mitte des 4. Jh. nur auf dem Wasserweg von Osten her versorgt wurde. [55] Das letzte Wort in dieser Problematik gehört jedoch wohl der Amphorenforschung.

 

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Tadeusz Sarnowski

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Tafel 12

Tafel 13

Tafel 14



[1] Zum letzten Plan des Stabsgebäudes von Novae siehe T. Sarnowski et al., Novae. An Archaeological Guide to a Roman Legionary Fortress and Early Byzantine Town on the Lower Danube (Bulgaria), Warszawa 2012, 51, Abb. 1.

[2] Die erhaltene Höhe 1,53 m; Sockel: 0,93 (Breite) x 0,83 (Tiefe) x 0,42 m (Höhe); Mittelteil: 0,68 (Breite) x 0,60 (Tiefe) x 0,68 m (Höhe). Für Anregungen und Diskussion bin ich den Herren J. Kolendo und A. Łajtar vom Institut für Archäologie der Universität War­schau, G. Partoens von der Katholieke Universiteit te Leuven und J. Peyras von der Université de Nantes sehr verbunden. Während der Arbeit an dem vorliegenden Beitrag, der im Rahmen des von dem Nationalen Wissenschaftszentrum Kraków finanziell unterstützten Forschungsvor­habens 2001/01/B/HS3/02918 vorbereitet wurde, griff der Verfasser stets auf die Epigraphik-Datenbank Clauss-Slaby zurück.

[3] Sie war also die höchste oder zweithöchste unter den uns bekannten Statuenbasen, die ursprünglich im Stabsgebäude von Novae standen; vgl. T. Sarnowski, Zur Statuenausstattung römischer Stabsgebäude. Neue Funde aus den Principia des Legionslagers Novae, BJ 189 (1989) 111 Abb. 8.

[4] Die linke und die Rückseite der Basis sind unbeschriftet und zeigen auch keine An­zeichen einer Tilgung. Zu Buchstabenformen in den lateinischen Inschriften aus Novae siehe L. Mrozewicz, Palaeography of Latin Inscriptions from Novae (Lower Moesia), Poznań 2010.

[5] Zur modernen Topographie des Grabungsgeländes siehe Sarnowski et al., Novae (o. Anm. 1) 8–10 Abb. 1 und 2.

[6] Im epigraphischen Fundgut aus Novae gibt es neun konsuldatierte Inschriften aus den Jahren 184–432; siehe L. Mrozewicz,Datierte Inschriften aus Novae, in: M. Mirković (Hrsg.), Römische Städte und Festungen an der Donau. Akten der regionalen Konferenz. Beograd 16–19. Oktober 2003, Beograd 2005, 194 Tab. I. Das Datum, der 13. August, scheint sich weder auf einen bestimmten Festtag noch auf eine bestimmte Person zu beziehen.

[7] Zur Bedeutung von pariatoria s. ThLL X1 (1986) 386, Z. 74–81, s.v. pariatoria, (-ae) f., i.q. p a r i a t i o, sc. de conditione eius, qui rationes pares habet. Das Wort stammt vom Verb pario, are und erschien bislang nur bei Augustin (in psalm. 61, 4): Pariatoria plenaria passi­onum omnium non erit, nisi cum saeculum finitum fuerit. Vgl. K.E. Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, Hannover 1918 (Nachdruck Darmstadt 1998), 1478: „die Ausgleichung“; G. Partoens, T. Swaenepoel, Pariator. La présence d’un mot rare dans les sermons de saint Augustin, A Journal of the Inheritance of Early and Medieval Christianity 39 (2000) 55. Zum pariator, dem kein Rest überbleibt („celui qui se libėre d’une dette“, „one who balances or squares accounts“) in CIL VI 33840 aus Rom und AE 1975, 883 aus Bou Assid in Africa proconsularis siehe J. Peyras, Le Fundus Aufidianus, Antiquités Africaines 9 (1975) 212. Fritz Mitthof verdanke ich den folgenden Kommentar: „Anders als der Autor würde ich eher vermuten, dass es sich um ein Schriftstück handelt (sc. epistula). Dieses Schriftstück stand vielleicht direkt mit der Tätigkeit des/der Dedikanten in Zusammenhang (ob dies eine Einzel­person war oder eine Gruppe, ist nicht zu klären). Wenn es, wie in der zweiten Inschrift, um primipilares gegangen sein sollte, so könnte es sich eventuell um ein Dokument gehandelt haben, das diesen bescheinigte, ihren Verpflichtungen nachgekommen zu sein, mithin irgend­eine Form von Entlastung zum Ende ihrer Dienstzeit“ (s. unten).

[8] Vermutlich in Erwartung des endgültigen Ausgleichs der Kosten bei der Finanzierung der Statue des Septimius Severus von 196 aus Novae (IGLNovae 57bis) wurden im Verzeichnis der spendenden Centurionen auf der Nebenseite der Basis viele Lücken für die Namen der vorübergehend abwesenden Personen freigelassen. Inschriftlich nachgewiesen sind folgende Formulierungen für die Kostenübernahme der Statuensetzung aus den persönlichen Beiträgen von Dedikantengruppen im römischen Heer: de suo (ILS 2466), aere conlato (AE 1967, 237 = AE 1985, 579); ex quaestura sua (AE 1983, 847; CIL III 1379 = IDR III 358; AE 1950, 16 = 1969/70, 546 = AE 1978, 683; CIL III 798 = ILS 2494), de pecunia quaesturae (CIL III 14429 = ILBulg 261), de quaestura cohortis (ZPE 170, 2009, 194 = AE 2007, 1222), ex arca sua (ILS 2397), ex largissimis stipendiis et liberalitatibus (ILS 2445, 9099, 9100). Sie beziehen sich entweder auf die offizielle Kasse der Einheiten oder aber auf die bei den signa deponierten Spareinlagen der Soldaten. Zu diesen deposita apud signa vgl. J.F. Gilliam, The Deposita of an Auxiliary Soldier, BJ 167 (1967) 233–243; T. Sarnowski, Bronzefunde aus dem Stabsgebäude in Novae und Altmetalldepots in den römischen Kastellen und Legionslagern, Germania 63 (1985) 537–539 mit früherer Literatur. Aus Novae sind uns zwei Statuettenbasen für Hygia (IGLNovae 16) und Aesculapius (AE 1998, 1131 = AE 1999, 93b) aus dem Lazarettgebäude (2. Jh.) bekannt, welche die Wendung ex donis enthalten; vgl. J. Kolendo, Inscriptions en l’honneur d’Esculape et d’Hygie du valetudinarium de Novae, Archeologia 49 (1998) 58–60 Nr. 3 und 4. Zur Finanzierung der Statuenweihungen im militärischen Bereich durch Kollekten siehe Th. Pekáry, Das römische Kaiserbildnis in Staat, Kult und Gesellschaft, Berlin 1985, 19; J. Stäcker, Princeps und Miles: Studien zum Bindungs- und Nahverhältnis von Kaiser und Sol­dat im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr., Hildesheim 2003, 233–235; W. Eck, R. Ivanov, C. Iulius Victor, senatorischer Legat von Moesia inferior unter Valerianus und Gallienus und das Kas­ tell Sostra-Siosta, ZPE 170 (2009) 191–200.

[9] Sarnowski, Statuenausstattung (o. Anm. 3) 111; J. Kolendo, Les nouvelles inscriptions des primi pili de Novae, Archeologia 39 (1988) 100.

[10] B. Dobson, Die Primipilares. Entwicklung und Bedeutung, Laufbahnen und Persönlich­keiten eines römischen Offiziersranges, Bonn 1978, 60, 160 auf Grund der Inschrift CIL VIII 2634 = ILS 2296 von 253 aus Lambaesis.

[11] IGLNovae 53, 54, 57bis, 60, 63, 71.

[12] IGLNovae 54 von 164/165 für Marcus Aurelius; IGLNovae 57bis von 196; 71 von 233.

[13] CIL VIII 2533, 2535, 2543, AE 1898, 11; vgl. Dobson, Primipilares (o. Anm. 10) 160.

[14] J. Kolendo, Le rôle du primus pilus dans la vie religieuse de la légion. En rapport avec quelques inscriptions des principia de Novae, Archeologia 31 (1980) 49–60; ders., Les nouvelles (o. Anm. 9) 91–103.

[15] Sarnowski, Statuenausstattung (o. Anm. 3) 111 Abb. 8.

[16] IGLNovae 47bis.

[17] IGLNovae 25.

[18] Interessanterweise bezeichnen die Statuenstifter ihre rundplastischen Geschenke an verschiedene Götter in allen dazugehörigen Dedikationen aus Novae als votum, donum, sacrum und (in einem Fall) signum, aber niemals als statua. Das Kaiserbildnis wird entweder nicht genannt oder in der Konsuldatierung als (sc. statua) dedicata angesprochen. Siehe IGLNovae 56, 57bis, 71.

[19] Für weniger wahrscheinlich halte ich die Möglichkeit, dass es sich um eine Weih­inschrift für einen anderen genius handelt, wie z.B. den genius legionis, castrorum bzw. eines collegium oder einer Einrichtung wie tabularium, armamentarium, officium etc., die sich inner­halb des Stabsgebäudes befand. Vgl. H. Ankersdorfer, Studien zur Religion des römischen Heeres von Augustus bis Diokletian, Konstanz 1973, 196–201; M.P. Speidel, A. Dimitrova-Milčeva, The Cult of the Genii in the Roman Army and a New Military Deity, ANRW II 16 (1978) 1541–1554.

[20] Zur Anwesenheit Gordians in Moesien im Frühling 242 s. HA, vita Gord., 26,3; vgl.
M. Mirković, in: IMS I zur CIL III 8154 = IMS I 24 (aus Singidunum); L. Juhász, The Reverse Types from the Local Mint of Viminacium. An Iconographic Analysis, Numizmatikai Közlöny 196–107 (2009–2010) 37 (zur Münzprägung der Regierungszeit Gordians von Viminacium);
B. Pick, Die antiken Münzen Nordgriechenlands I 1, Berlin 1899, 195 (zu Nr. 1098 – Medaillon von Marcianopolis); J. Bracker,Das römische Herrscherbild. Gordianus III. bis Carinus, Berlin 1979, 19 (zum Bronzekopf aus Radanovo in Untermoesien); vgl. V.P. Vasilev, Unter­suchungen zum Bronzekopf Gordian III. aus Nicopolis ad Istrum, in: N. Bonacasa,
G. Rizza (Hrsg.), Ritratto ufficiale e ritratto privato. Atti della II Conferenza internazionale sul ritratto romano, Roma, 26–30 settembre 1984, Roma 1988, 541–546; H. Halfmann,Itinera principum. Geschichte und Typologie der Kaiserreisen im römischen Reich, Stuttgart 1986, 233–234; J. Wilkes, Appendix II. Imperial Movements, A.D. 193–337, CAH2 12 (2008) 716.

[21] Sarnowski, Statuenausstattung (o. Anm. 3) 117–119; vgl. O. Stoll, Die Skulpturen­ausstattung römischer Anlagen an Rhein und Donau. Der obergermanische Limes, St. Katha­rinen 1992; ders., Zu einigen Fragmenten von Bronzestatuen vom Kästrich in Mainz, Mainzer Arch. Zeitschrift 2 (1995) 1–23 = Mavors 13 (2001) 137–166; Stäcker, Princeps (o. Anm. 8) 232–250; M. Reddé, Refléxions critiques sur les chapelles militaires (aedes principiorum), JRA 17 (2004) 454–459; ders., Tetrastylum fecit et aquilam argenteam posuit, in: C. Deroux (Hrsg.), Corolla epigraphica. Hommages au professeur Y. Burnand (Coll. Latomus 331), Bruxelles 2011, 627. Dagegen Pekáry, Kaiserbildnis (o. Anm. 8) 127f.; M. Clauss, Kaiser und Gott. Herrscherkult im römischen Reich, München, Leipzig 2001, 326, 362.

[22] Mrozewicz, Palaeography (o. Anm. 4) 83–84.

[23] Zum Deus Sanctus Liber (Pater) siehe u.a. IMS IV, 109 aus Pusto Šilovo (Dardanien, Obermoesien) und CIL III 4126 = 10904 = RIU II, 297 aus Kesztely in Oberpannonien.

[24] Siehe J. Kolendo, IGLNovae, zu Nr. 47bis.

[25] Zu 72 n.Chr. als Ankunftsjahr der 1. Legion in Novae siehe vorläufig T. Sarnowski et al., Novae 2011. Principia et munitiones castrorum. Headquarters Building and Legionary De­fences, Światowit 50 (2011) 192–93.

[26] Vgl. D. Kienast, Römische Kaisertabelle: Grundzüge einer römischen Kaiserchrono­logie, Darmstadt 1990, 260–336; R.S. Bagnall, K.A. Worp, Chronological Systems of Byzantine Egypt, Leiden, Boston 2004, 127–157 (Appendix C: Synoptic Chronological Table, 284–641).

[27] Siehe oben Anm. 24.

[28] CIL III 750 = ILBulg 292 = IGLNovae 30.

[29] A. Bodor, Der Liber- und Libera-Kult, Dacia N.S. 7 (1963) 211–239; ders., Die griechisch-römischen Kulte in der Provinz Dacia und das Nachwirken der einheimischen Traditionen, ANRW II 18, 2 (1989) 1116–1125; C. Popescu, M. Popescu, Le culte de Liber Pater en Dacie romaine, Thraco-Dacica 16 (1995) 227–235; S. Pilipović, Votive Relief from Barovo (Scupi). Contribution to the Study of the Liber and Libera Cult in Upper Moesia, Starinar 55 (2005) 95.

[30] Aus beiden Moesien stammen nur ca 15 Liber Pater-Weihungen; vgl. Pilipović, Votive Relief (o. Anm. 29) 95; O. Aleksandrov, The Religion in the Roman Army in Lower Moesia Province, 1st–4th c. AD (bulg.), V. Târnovo 2010, 102–106, aus Dakien ca 50; P. Lungarova, Rimskite kultove v provincija Dolna Mizija [Römische Kulte in der Provinz Untermoesien],
V. Târnovo 2012, 208–214.

[31] I. Šopova, The Cult of Dionysos in Lower Moesia According to the Latin Inscriptions, Thracia 17 (2007) 419–421; dies.,Svedenija za kulta na Dionis v Dolna Mizija i Trakija spored epigrafskite pametnici [Zeugnisse des Dionysos-Kultes in Untermoesien und Thrakien nach den epigraphischen Funden], Sofia 2008 (ungedruckte Dissertation).

[32] E. Penkova, Der Dionysoskult in Novae, in: G. Susini (Hrsg.), Limes, Bologna 1994 (= Studi di storia 5), 115–118. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Liber Pater im späten 2. bzw frühen 3. Jh. in Novae einen eigenen Priester besaß; vgl. AE 1995, 1362 (mit meiner Verbes­serung zu Z. 6): Aug(usti) sacrum / pro salute Imperato(ris) / L. Oppius Maximus et L. Oppius / Ianuarius sacerdotes Matris / Deum et Liberi Patris vexillo / Nov{a}e<n>sium Oppianorum / aram de suo posuerunt. Einer dieser Oppii (L. Oppius Maximus) ist in IGLNovae 34 als sacerdos M(atris) D(eum) bezeugt.

[33] P. Dyczek, Dionysos from the Army Hospital of the First Italic Legion in Novae (Moesia inferior), in: V. Gaggadis-Robin (Hrsg.), Actes du Xe colloque international sur l’art provincial romain, Arles 2009, 753–762.

[34] Hinsichtlich der früheren Periode wussten wir nur von zwei militärischen Göttern der
1. Legion: Bonus Eventus (IGLNovae 3 aus der Zeit vor 184) und Mars Victor (IGLNovae 33 aus den Jahren 218–222). Vgl. auch CIL III 6224 = 7591 = IGLNovae 12: Dis Militaribus, Genio, Virtuti, Aquilae sanctae signisque leg. I Ital. Severianae von 224. In diesem Text sieht
J. Kolendo (in: IGLNovae, zu Nr. 12; ders., Archeologia 54, 2003, 58, zu Nr 6) eine Aufzählung der Dii militares. So auch Aleksandrov, The Religion (o. Anm. 30) 102–105 und
F. Matei-Popescu, The Roman Army in Moesia Inferior, Bucureşti 2010, 84. Schon im Hinblick auf CIL III 3472 = ILS 2320 von 218–222: Dis Militaribus et Genio loci pro salute ... aus Aquincum ist diese Meinung kaum annehmbar. Dagegen schon A. v. Domaszewski, Die Religion des römischen Heeres, WZGK 14 (1895) 19 und Sarnowski, Statuenausstattung (o. Anm. 3) 113 Anm. 18. Zur Identifizierung der Dii militares siehe Domaszewski, ebenda; vgl. E. Birley, The Religion of the Roman Army: 1895–1977, ANRW II 16, 2 (1978) 1530;
J. Helgeland, Roman Army Religion, ANRW II, 16, 2 (1978) 1481.

[35] Die epigraphische Datenbank Clauss-Slaby bietet als Dii conservatores in Obermoesien Iuppiter Optimus Maximus (2 Zeugnisse), Hercules (1), Neptun (1), Sarapis (1) und Silvanus (1).

[36] IGLNovae 25, 43, 39, 46, 12a; AE 2009, 1185.

[37] Der Name ist besonders in den Regionen des östlichen Mittelmeerraumes sehr verbreitet.

[38] Es handelt sich wohl um den Teil der Provinz Syria, der Zugang zum Meer hatte.

[39] Siehe A. Müller, Die Primipilares und der pastus primipili, Philologus 67, 1 (1908) 134–153; A.H.M. Jones, The Later Roman Empire I, Oxford 1964, 67, 459; A. Mócsy, Das Lustrum Primipili und die Annona militaris, Germania 44 (1966) 312–326; J.-M. Carrié, Primipilaires et taxe du “primipilon” à la lumière de la documentation papyrologique, in: Actes du XVe Congrès International de Papyrologie IV, Bruxelles 1979, 156–176;
H.-J. Horstkotte, Die Theorie vom spätrömischen „Zwangsstaat und das Problem der „Steuer­haftung , Königstein 1984, 38–46; F. Mitthof, Annona militaris. Die Heeresversorgung im spätantiken Ägypten. Ein Beitrag zur Verwaltungs- und Heeresgeschichte des Römischen Reiches im 3. bis 6. Jh. , Firenze 2001, 192–197.

[40] Horstkotte, Theorie (o. Anm. 39) 39; Mitthof, Annona (o. Anm. 39) 192–197.

[41] Alle spätkaiserzeitlichen Statuenbasen aus Oescus und Novae wurden aus wiederver­wendeten Altären, Statuenpostamenten bzw. Bauelementen hergestellt. Inschriften aus Novae: AE 2005, 1328 von 430, 1329 von 431, 1330 von 432; IGLNovae 177, wohl aus dem ersten Viertel des 4. Jhs.; IGLNovae 178, wohl von 368; die in dem Beitrag von A. Łajtar in diesem Band veröffentlichte Inschrift, wohl aus dem 3. Viertel des 4. Jhs. (dort auch die Liste aller Inschriften aus Oescus und Novae, die sich mit Sicherheit bzw. sehr wahrscheinlich auf den pastus militum beziehen); zwei unveröffentlichte Inschriften aus den neusten Grabungen (Nr. 9 und 12 in der Liste von A. Łajtar = Nr. 6 und 9 in Taf. 14, Abb. 5). Statt meiner Lesung — T. Sarnowski, Drei spät­kaiserzeitliche Statuenbasen aus Novae in Niedermoesien, in: M. Mirković (Hrsg.), Römische Städte (o. Anm. 6) 224: Pello Severi[nus ?] et Eubolium p(rimi)p(ilarii) in den zwei ersten Zeilen der Inschrift AE 2005, 1328 — schlägt A. Łajtar zu Recht vor, Fl(avii duo) Severi[nus ?] et Eubolium p(rimi)p(ilarii) ... zu lesen. Inschriften aus Oescus von 340–350 bzw. aus dem 3. Viertel des 4. Jhs.: AE 1927, 45 = ILBulg 8b = AE 1995, 1328; AE 1957, 288 = ILBulg 9 = AE 1995, 1329; AE 1957, 287 = ILBulg 10 = AE 1995, 1330. Vgl. A. Bresson, Th. Drew-Bear, C. Zuckerman, Une dédicace de primipilaires à Novae pour la Victoire impériale, AntTard 3 (1995) 139–146.

[42] Zweimal Liber Pater (AE 1927, 45 = ILBulg 8b = AE 1995, 1328 aus Oescus und die neue lateinische Inschrift aus Novae), einmal Dionysos (Nr. 9 in der Liste von A. Łajtar = Nr. 6 in Taf. 14, Abb. 5), einmal Phoebus (Nr. 12 in der Liste von A. Łajtar = Nr. 9 in Taf. 14, Abb. 5), einmal wohl einen Kaiser (Nr. 10 in der Liste von A. Łajtar = Nr. 7 in Taf. 14, Abb. 5) und einmal die kaiserliche Siegesgöttin (Nr. 4 in der Liste von A. Łajtar = Nr. 2 in Taf. 14, Abb. 5).

[43] Kolendo, Le rôle (o. Anm. 14) 56; Sarnowski, Statuenausstattung (o. Anm. 3) 111.

[44] Sarnowski, Statuenbasen (o. Anm. 41) 226.

[45] Der späteste uns bekannte militärische Primuspilus der 1. Legion war Dedikant einer Weihung aus Novae (AE 1993, 1363 = IGLNovae 47a = AE 1996, 1339), welche mit guten Gründen in die Jahre 250–280 datiert werden kann. Das entspricht den bisherigen Vorstel­lungen über die Zeit der Umbildung des militärischen Postens zwischen Gallien und Diokletian in das zivile Amt des Primipilarius. Siehe J.-M. Carrié, Primipilaires (o. Anm. 39) 173.

[46] So J. Kolendo in: IGLNovae, zu Nr. 30.

[47] Von Bedeutung für diese Frage und für die Rolle der Primipili bei der Truppenverpflegung scheint eine relativ große Zahl von Weihungen an Liber bzw. Liber Pater zu sein, die von den Primipili und anderen vom lustrum primi pili betroffenen Personen stammen. Siehe CIL III 750 (p. 992, 1338) = ILBulg 292 = IGLNovae 30 aus Novae; CIL III 1092 aus Apulum; CIL III 3464 aus Aquincum; CIL III 14356, 5a = ILS 9104a und CIL III 14356, 5b aus Carnuntum; AE 1904,71 aus Lambaesis.

[48] Vgl. zurückhaltend Mitthof, Annona (o. Anm. 39) 193. Dafür: Mócsy, Lustrum (o. Anm. 39) 323; Horstkotte, Theorie (o. Anm. 40) 29–37 (nur bei der Zuteilung des der Legion zustehenden Versorgungsquantums); P. Herz,Studien zur römischen Wirtschaftsgesetzgebung: Die Lebensmittelversorgung, Wiesbaden 1988, 119 (non vidi); Th.K. Kissel, Untersuchungen zur Logistik des römischen Heeres in den Provinzen des griechischen Ostens (27 v.Chr.–235 n.Chr.), St. Katharinen 1995, 47f., 166 (non vidi).

[49] AE 1904, 71 aus der Regierungszeit Galliens aus Lambaesis: ..... Numisius Natulus,

p(rimus) p(ilus), ob apothecam consummatam aram Libero Patri posuit. Vgl. Y. Le Bohec, La troisième légion Auguste, Paris 1989, 154.

[50] CIL III 14356, 5a = ILS 9104a und CIL III 14356, 5b. Vgl. M. Kandler, Liber und Libera in Carnuntum, in: F.W. Leitner (Hrsg.), Carinthia Romana und die römische Welt. Festschrift für G. Piccottini, Klagenfurt 2001, 65, 75.

[51] Vgl. T. Sarnowski, Die legio I Italica und der untere Donauabschnitt der Notitia Digni­tatum, Germania 63 (1985) 114–127; ders., Novae in the Notitia Dignitatum, Archeologia 58 (2007) 25–29.

[52] Sarnowski, Die legio (o. Anm. 51) 120.

[53] Siehe den Beitrag von A. Łajtar in diesem Band.

[54] Siehe T. Sarnowski, Die Principia von Novae im späten 4. und frühen 5. Jh., in: G. v. Bülow, A. Milčeva (Hrsg.), Der Limes an der unteren Donau von Diokletian bis Heraklios, Vorträge der internationalen Konferenz Svištov, Bulgarien (1.–5. September 1998) , Sofia 1999, 57–64.

[55] Die in den Inschriften aus Novae zweimal erwähnten Inseln = Kykladen (AE 1997, 1310 = IGL Novae 177 und AE 2005, 1329 von 431) gehörten zusammen mit den Provinzen von Moesia secunda, Scythia minor, Karien und Zypern zur von Justinian im Jahre 536 geschaffenen Quaestura exercitus (Nov. Iust. XLI und L), die allem Anschein nach zur bes­seren Versorgung der Donautruppen mit Nachschub von See ins Leben gerufen wurde. Siehe Jones, Later Roman Empire (o. Anm. 39), 280; vgl. u.a. S. Torbatov, Quaestura Exercitus: Moesia Secunda und Scythia under Justinian, Arch. Bulgarica 1 (1997) 78–87; J. Wie­wiórowski, Quaestor Iustinianus Exercitus – A Late Roman Military Commander?, Eos 93 (2006) 317–340.