Géza Alföldy†
Eine umstrittene Altarinschrift aus Vindobona
Tafel 1–4
Amicis Vindobonensibus
Im Jahre 1899 kam in Wien nicht weit von der Mündung des Flusses Wien in den Donaukanal neben der Vorderen Zollamtstraße, 240 m nördlich von der Stubentorbrücke, in 8 m Tiefe unterhalb der Marxer Brücke in der rechten Böschung des Ufers des erwähnten Flusses, während Arbeiten für die Regulierung des Flussbettes ein römischer Weihaltar zum Vorschein, dessen schwer lesbare Inschrift in der Forschung während der nachfolgenden mehr als 100 Jahre viel Kopfzerbrechen verursachte und zu unterschiedlichen Lesungsversuchen Anlass gab.[1] Der ehemalige Aufstellungsplatz des Altars, der unter anderem Wassergottheiten einschließlich der Personifikation des Wienflusses gewidmet wurde, dürfte am Donauufer in unmittelbarer Nähe der Stelle gelegen haben, wo das Steindenkmal ans Tageslicht gekommen ist. Der aus porösem Sandstein geschnittene, mit Corona und Crepido ausgestattete Altar (Abb. 1) wird in Wien, im Römermuseum am Hohen Markt, aufbewahrt (Inv.-Nr. MV 631). Auf der Vorderseite des Attika-artigen oberen Teils des Aufsatzes erscheinen die Reste eines stark beschädigten Kranzgewindes. Auf der linken Schmalseite sind die ebenfalls stark beschädigten Figuren von drei Delfinen zu erkennen. Darunter ist Neptun mit einem Dreizack in der linken und einem Delfin in der rechten Hand dargestellt, der auf einen bärtigen Kopf mit Hörnern tritt (Abb. 2). Auf der rechten Schmalseite erscheint oben das Brustbild eines mit Tunika bekleideten Mädchens, das einen Opferkorb in den Händen hält; darunter befindet sich die Figur eines Soldaten in Uniform, der auf einem Altar ein Opfer darbringt (Abb. 3). Die 1. Zeile der Inschrift steht auf dem hervorspringenden, leistenförmigen mittleren Teil der Corona, der weitere Text füllte die gesamte Fläche der Vorderseite des Mittelteiles aus. Der Text ist infolge der Einwirkung des Wassers auf den Stein sehr stark ausgewaschen: Keine einzige Zeile ist vollständig erhalten, und vor allem die unteren Zeilen sind größtenteils verschwunden. Zahlreiche Buchstaben dürften allerdings infolge eines neuzeitlichen Eingriffes weggewischt worden sein (siehe unten). Der Altar ist 157 cm hoch; die maximale Breite liegt bei 83 cm, die Tiefe der Corona bei 55 cm, die der Crepido bei 67 cm. Die Maße des Mittelteiles sind 79,5 x 60,5 x 48 cm.[2] Die Höhe der regelmäßig gemeißelten Buchstaben beträgt in der 1. Zeile 5 cm, in der 2. Zeile 4,5 cm, darunter bis zur 15. Zeile durchgehend 3,5 cm, in der 16. Zeile 3,2 bis 3,5 cm, in der kurzen 17. Zeile ungefähr 2 cm. Von den Interpunktionen ist kaum noch etwas zu erkennen. [3] Ich konnte den Stein, nachdem ich mich mit der Inschrift schon zuvor intensiv beschäftigt und sie am 8.6.2011 kurz besichtigt hatte, am 11.6.2011 gründlich untersuchen.[4] Die Autopsie des Steines machte es zugleich möglich, die zuvor nur am Schreibtisch ausgedachten Lesungs- und Ergänzungsvorschläge zu verifizieren und zahlreiche Einzelheiten, die auf den Fotos nicht zu erkennen waren, in einem neuen Licht zu sehen.
Die Erstpublikation der Inschrift verdanken wir dem verdienten Erforscher der Altertümer Wiens, Friedrich von Kenner, der sie im Jahre 1900 zusammen mit einer Zeichnung der von ihm gelesenen Buchstaben (Abb. 4) mit folgendem Text veröffentlicht hat:[5]
Nach Kenner gehört die Inschrift in die Regierungszeit des Gallienus, genauer in die Zeit vor 264, als die legio X gemina die Beinamen VI pia VI felix bekommen haben soll. Die naumachia ist nach Kenner ein Wasserwerk, vielleicht ein Sammelbecken für das Flusswasser. Das Bild Neptuns, der mit seinem Fuß auf einen gehörnten Kopf tritt, ist seiner Ansicht nach auf die Regulierung des Wienflusses zu beziehen.
Im Jahre 1902 erschien die Inschrift im Corpus Inscriptionum Latinarum mit folgender Lesung nach Alfred von Domaszewski und Wilhelm Kubitschek (Abb. 5):[6]
Im CIL wird von Domaszewski zusätzlich vermerkt, dass die von Kenner vorgeschlagene Lesung nauma[chiam refecerunt] in der 14. Zeile „vix recte“ unterbreitet wurde.[7] Ein Jahr später machte Domaszewski noch die Bemerkung, dass in der 3. Zeile nicht Agauno, sondern Acauno gelesen werden müsse.[8]
Der Text aus dem CIL wurde auch in anderen Publikationen übernommen.[9] Aus dem CIL schöpfte auch Hermann Dessau in den Inscriptiones Latinae Selectae.[10] Er hat am Text nicht nur mehrere Änderungen vorgenommen, sondern brachte die Zeilentrennung, im Gegensatz zu seiner sonstigen großen Präzision, etwas durcheinander:
In Dessaus Kommentar wird auf die Unsicherheit der Lesung der Zeilen 7–8 (bei Dessau am Ende von Z. 6 angedeutet) nach Kenner hingewiesen; zu Z. 9 (bei Dessau Z. 7) wird vermerkt, dass dort ein Kaiserbeiname der Legion eradiert wurde. Zu Z. 10–11 (bei Dessau Z. 9) meint Dessau mit Kenner, dass dort, im Gegensatz zur Reihenfolge der abgekürzten Worte a(gente) [v(icem)] im CIL, vices agente legati legionis supra scriptae zu verstehen sei. Zu der in der Transkription des Textes ohne Zeilentrennungen angegebenen, vermeintlich langen Lücke nach den Buchstaben S S (d.h. Z. 12–15) lesen wir bei Dessau: Vestigia quattuor versuum lacera, wobei er Kenners Lesung nauma[chiam refecerunt] nur als eine ungesicherte Hypothese zitiert, ohne sie zu übernehmen. Er schlägt vor, wenn auch nicht ohne Zweifel, die Inschrift in das Jahr 279 zu datieren. In diesem Fall wären die beiden Konsuln Kaiser Probus, consul III, und Nonius Paternus, consul II.[11]
Im Jahre 1928 widmete Erich Polaschek der Inschrift ganz beiläufig eine kurze Notiz. Demnach werden im Text nicht Veteranen erwähnt, sondern Vexillationen der Legionen I Noricorum und X gemina.[12] Im Jahre 1944 kam Polaschek etwas ausführlicher auf dieses epigraphische Dokument zurück.[13] Den Anfang des Textes hat er, ohne die nicht mehr vorhandenen Buchstaben als solche zu kennzeichnen, so wiedergegeben: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) Neptuno | Salaceae Nimphis ge|nio Acauno dis deab|usq(ue) omnibus pro sa|lute Aug(usti). In der 9. Zeile rechnete er mit den eradierten Beinamen Severiana Alexandriana der legio X gemina. Das Bild Neptuns deutete er ähnlich wie seinerzeit schon Friedrich von Kenner: Der Gott tritt auf den Kopf des Flussgottes von Wien. Der Anlass für die Widmung sei „die glückliche Beendigung irgendwelcher Wasserarbeit“ gewesen, z.B. ein Brückenbau, eine Wasserregulierung, die Ufersicherung oder der Bau einer Bäderanlage.
Ausführlich behandelt wurde die Inschrift im Jahre 1962 und nochmals im Jahre 1967 von Alfred Neumann. [14] Er riskierte eine erheblich vollständigere Lesung des Textes als seine Vorgänger:
Neumanns Kommentar zu der Inschrift lautet wie folgt: „Der Altar wurde nach der Wienflußregulierung durch die Römer im Jahre 233 n. Chr. errichtet und hält bildlich die Bändigung des Flusses und das Opfer des kommandierenden Offiziers nach der Regulierung fest. Ob eine Naumachie angelegt wurde, wie nach der Inschrift vermutet werden könnte, bleibt offen.“ Bei dieser Datierung wären die beiden Konsuln L. (?) Valerius Claudius Acilius Priscilianus Maximus und Cn. Cornelius Paternus.[15]
Im Jahre 1977 legte Ekkehard Weber den von ihm revidierten Text mit folgender Lesung vor: [16]
Weber gibt zu, dass die Lesung — die weitgehend derjenigen Friedrich von Kenners folgt, aber unter anderem die vermeintliche Erwähnung einer naumachia nicht übernimmt — teilweise unsicher bleibt. In den Dedikanten des Altars erblickt er Reservisten der Wiener Legion, die vielleicht in die legio I Italica oder in die legio I adiutrix versetzt wurden. Den Kopf unter dem Fuß Neptuns hält auch er für die Personifikation des Wienflusses. Bei der Datierung schließt er sich Dessau an: Paternus sei der Konsul des Jahres 279. Aufschlussreich ist Webers Bemerkung, dass der Soldat, offenbar ein Offizier, der nach dem Bild auf dem Altar das Opfer vollbringt, mit dem Ringschnallcingulum die Militäruniform des 3. Jahrhunderts trägt. Im Jahre 1980 hat Ortolf Harl in einer Publikation Webers Lesung übernommen. [17]
In demselben Jahr widmete Alfred Neumann der Inschrift abermals einen etwas längeren Beitrag. [18] Für die Zeilen 1–13 wiederholt er weitgehend seine frühere Lesung, nur das Wort c[ura] erscheint hier — vielleicht nur aus Versehen — als das einzige Wort einer neuen Schriftzeile. Der Schlussteil lautet aber hier folgendermaßen: . . . narm . . . . . . | iq(ue) e . . . M . . . moll | et Paterno co(n)s(ulibus) . . . . . | . . . . . . . . . aias. An dieser Stelle beruft sich Neumann, anders als in seiner Publikation aus dem Jahre 1967, auf eine Restaurierung des Steines im Jahre 1958, durch die nach seiner Mitteilung verschiedene Buchstaben sichtbar geworden seien, die Kenner, Domaszewski, Kubitschek und Polaschek noch nicht sehen konnten. Das Datum der Inschrift ist auch nach dieser Publikation Neumanns das Jahr 233. Im selben Jahr wiederholte Neumann seine Ansichten auch noch an einer anderen Stelle.[19]
Auf Neumanns in Anm. 14 zitierte Schriften stützte sich im Jahre 1994 Jenő Fitz, der daran mehrere Änderungen vornahm: [20]
Fitz sagt zwar, dass die Lesung unsicher sei, und bringt im Kommentar zu mehreren Einzelheiten seine Zweifel zum Ausdruck, doch erscheinen in seinen prosopographischen Listen M. Attius Regulus, wenn auch mit Fragezeichen, als Statthalter der Pannonia superior im Jahre 233 und M. Aurelius Montanus als vermeintlicher „principalis des officium des Legats“, der vielleicht im Range eines actarius stand.
Die vorläufig letzte veröffentlichte Textversion fand sich in der Datenbank „Ubi erat Lupa“. Hier hat, unterstützt von Friederike Harl, József Beszédes, der sich zwar nur auf das CIL und auf Dessau beruft, sehr weitgehend den von Ekkehard Weber publizierten Text übernommen, einige Details jedoch geändert: [21]
Das Datum ist nach dieser Edition, wie bei Weber, das Jahr 279.
Außer in den aufgelisteten Publikationen wurde der Altar, ohne zur Lesung des Textes Stellung zu nehmen, auch in zahlreichen weiteren Publikationen erwähnt. In diesen wird die Inschrift zumeist nur als Beleg für den Kult der Göttin Salacia genannt,[22] aber sie wird auch als Zeugnis für den Namen des Flussgottes Acaunus, für den Kult der Nymphen bzw. der Wassergottheiten im Allgemeinen und/oder für die Regulierung des Wienflusses behandelt. [23]
Die Betrachtung der ausgezeichneten Fotoaufnahme dieser Inschrift, die Ortolf Harl in der Datenbank „Ubi erat Lupa“ der Forschung zur Verfügung gestellt hatte, gab mir den Anstoß, die verschiedenen Lesungs- und Ergänzungsvorschläge zu überprüfen. Dass keiner von ihnen befriedigend ist, war von vornherein klar, denn sie enthalten jeweils Textteile, die den Erwartungen, was in einer Votivinschrift, die im 3. Jahrhundert ein Offizier des römischen Heeres dediziert hat, gestanden haben kann, kaum entsprechen. Außerdem mussten die einander z. T. völlig widersprechenden Angaben über die einzelnen — tatsächlich oder angeblich — erhaltenen Textteile und über die Lücken im Text sowie der sehr lässige Umgang mehrerer Autoren mit den diakritischen Zeichen Skepsis gegenüber allen bisherigen Editionen wecken. Diese betraf erst recht die nach der von Alfred Neumann erwähnten Restaurierung des Steindenkmals im Jahre 1958 unterbreiteten Lesungsvorschläge. Diese „Restaurierung“ kann nur die Reinigung der beschrifteten Fläche mit einer scharfen Flüssigkeit gewesen sein. Bei der persönlichen Untersuchung des Steines fiel mir nämlich sofort auf, dass mehrere Buchstaben, die Friedrich von Kenner, Alfred von Domaszewski und Wilhelm Kubitschek noch einwandfrei — und jeweils bei gleichem Erhaltungszustand — gesehen hatten, heute entweder vollkommen verschwunden oder in einer nur sehr unvollständigen Form erhalten sind. Das liegt offensichtlich daran, dass die beschriftete Steinfläche bei der „Restaurierung“ mit einem chemischen Mittel abgerieben wurde, das den porösen Stein an mehreren Stellen zersetzte. [24]
Die ersten vier Zeilen mit der Nennung der invozierten Gottheiten bereiten keine Schwierigkeiten. Von dem mit einem O abgekürzten ersten Beinamen Juppiters ist nichts mehr erhalten, wie dies auch Kenner, Domaszewski und Kubitschek sowie Weber und wohl nach der Lesung im CIL auch Fitz richtig meinten; Neumann, dem an diesem Punkt auch Beszédes folgte, hat hier, ebenso wie an zahlreichen anderen Stellen der Inschrift, mit viel Phantasie einen nicht existierenden Buchstaben als vorhanden dargeboten. Demgegenüber hat Neumann als einziger erkannt, dass am Ende der 1. Zeile nach Neptuns Namen der Götterbeiname Aug(usto) gestanden haben muss. Dafür spricht, dass in dieser Inschrift die Zeilen, die zwar nicht immer exakt am linken Rand beginnen, nach rechts immer die ganze zur Verfügung stehende Fläche bis zum rechten Rand ausfüllen, abgesehen von der kurzen, in der Mitte geschriebenen 17. Zeile. Neptunus führt in den Inschriften häufig diesen Beinamen.[25] Den Namen des Wienflusses hat schon Domaszewski richtig in Acauno korrigiert. Davor stand jedoch weder [Danu|v]io wie nach den Editoren des CIL und nach Dessau noch [Ge|n]io wie nach allen späteren Herausgebern: Für die Ergänzung [Danu|v]io bietet die Steinfläche am Ende der 2. Zeile keinen ausreichenden Platz, und „Genio Acauno“ wäre ein fehlerhaftes Latein, das einem Römer schwerlich zuzutrauen wäre, denn nach der Nennung des Genius von jemand oder von etwas muss immer ein Genitiv und kein Dativ stehen — wie z. B. in den vielen Inschriften mit der Widmung an den Genius eines Kaisers, Genio loci, Genio centuriae usw. Das Richtige hat hier schon Kenner gesehen: Die zutreffende Ergänzung ist [Flu|v]io Acauno, womit die Lücken am Ende der 2. und am Anfang der 3. Zeile exakt ausgefüllt sind.[26] Die von allen österreichischen Forschern vertretene Gleichsetzung des Acaunus mit dem Wienfluss, an dessen Ufer der Altar zutage kam, ist unzweifelhaft richtig.[27]
In den Zeilen 4–5 wurden die Dedikanten des Altars genannt. Nach der offenbar zutreffenden Ansicht von Kenner, Domaszewski und Kubitschek, die den Stein noch vor der „Reinigung“ gesehen haben, begann die Bezeichnung der Dedikanten mit jenem heute fast verschwundenen V, das sie in der 4. Zeile nach den Textteil OMNIB beobachtet haben; bis auf Polaschek, Neumann und Fitz sind die späteren Forscher ihnen gefolgt. Die auf Kenner zurückgehende, von den meisten Forschern übernommene Ergänzung v[etera|n]i Aug(usti) ist jedoch verfehlt. Der Terminus veteranus Augusti bezeichnet immer nur einzelne, aus der Prätorianergarde, aus weiteren stadtrömischen Elitetruppen und aus den italischen Kriegsflotten entlassene Soldaten, die auf die evocatio warteten. [28] Es gab keine Militäreinheit der „Veteranen des Kaisers“, und schon gar keine aus entlassenen Soldaten bestehende Formation, die aus einer Legion in eine andere, noch dazu in einer anderen Provinz gelegene Truppe abkommandiert wurde, worüber die Wiener Inschrift in den Zeilen 7–9 berichtet. Irreführend ist aber auch die zuerst von Polaschek und danach von Neumann vertretene, von diesem auch von Fitz übernommene Idee, wonach wir hier [pro sal|u]te Aug(usti) ergänzen sollten. Das geht schon deshalb nicht, weil es undenkbar ist, dass in einer solchen Widmung der Name des Herrschers unerwähnt bleibt. Außerdem existiert von den Buchstaben TE am Anfang der 5. Zeile keine Spur. Dort steht nach einer Lücke, in der einige schmale Schriftzeichen Platz finden, der Buchstabe — oder die Ziffer — I, wie dies die Editoren des CIL, Weber und Beszédes richtig gesehen haben; in Kenners Zeichnung erscheint hier zumindest der Unterteil einer senkrechten Haste. Vor diesem Schriftzeichen ist aber auf dem Stein auch noch der Rest des Unterteiles einer weiteren senkrechten Haste zu erkennen. Mein Ergänzungsvorschlag, der weiter unten ausführlich begründet wird, lautet: v[exill(arii) leg(ionis) | VI]II Aug(ustae). Diese Lösung kommt der Meinung von Erich Polaschek nahe, der im Jahre 1928, im Gegensatz zu allen anderen Forschern, an die Erwähnung von Vexillationen gedacht hat; geirrt hat er sich nur bei der Annahme von Vexillationen zweier Legionen. Mit dem erwähnten Detachement haben wir eine richtige Truppe als Dedikanten des Altars vor uns, die im Text nur an dieser Stelle genannt worden sein können. Die einzige Truppenbezeichnung, die hier in Betracht kommt, ist jedenfalls vexillarii, da das in der 7. Zeile erwähnte Attribut tralati, das sich auf diese Einheit bezieht, ein Substantiv masculini generis im Plural verlangt.
In den Zeilen 5–7 wurde, wie schon von Domaszewski und Kubitschek, Dessau und vor allem von Weber erkannt, der Kommandeur der Einheit genannt, unter dessen Fürsorge die Soldaten der Truppe den Altar errichten ließen. Die Lesung der einleitenden Worte suḅ c[ura] ist aufgrund der überlieferten bzw. erhaltenen Buchstabenreste sicher. Darauf folgen in der 6. Zeile der Gentilname, anscheinend Aurelius mit leichter Abkürzung, und das Cognomen, das, wie die auszufüllende Lücke am Ende der 6. Zeile zeigt, nicht Secundus, sondern Secundinus war, was schon Weber richtig gesehen hat. Am Ende der 5. Zeile gibt es allerdings Platz für einen breiten Buchstaben; es empfiehlt sich, dort das Praenomen des Aurelius Secundinus, offenbar Marcus, einzusetzen. Der Einfall Neumanns, dass der Kommandeur M. Attius Regulus hieß und Legat der legio I Norica (sic) war, beruht auf purer Phantasie und ist schon deshalb absurd, weil die legio I Noricorum erst unter Diokletian aufgestellt wurde und schwerlich je etwas in Vindobona zu suchen hatte; nach Pannonien hat sie nur Ziegellieferungen geschickt.[29] Die Idee von Fitz, bei dem M. Attius Regulus — wenn auch mit Fragezeichen — als ein bisher unbekannter Statthalter der Provinz Pannonia superior erscheint, schlägt dem Fass den Boden aus; Barnabás Lőrincz hat sich aus guten Gründen davor gehütet, dieses Phantom in die Liste der Statthalter der Pannonia superior um 233 oder um 279 aufzunehmen.[30] Dass der Kommandeur ein primus pilus oder ein gewöhnlicher Centurio ohne weitere Rangbezeichnung gewesen sei, was Domaszewski und Kubitschek sowie Dessau angenommen haben, ist nicht zu begründen. Der Wahrheit ist Weber mit seiner Ergänzung der Abkürzung [P]R am Anfang der 7. Zeile sehr nahe gekommen, nur statt mit einem praefectus müssen wir mit einem praepositus rechnen, da die Kriegsvexillationen, zu denen unzweifelhaft auch die genannte Einheit gehörte, seit den Kriegen Mark Aurels normalerweise unter dem Befehl eines Offiziers mit diesem Rangtitel standen.[31] Am Ende der 6. Zeile, nach dem Cognomen des Aurelius Secundinus, fehlt aber ein Buchstabe. Hier ist offensichtlich das Centurionenzeichen 7 einzusetzen, denn zahlreiche Kommandeure von Vexillationen waren — besonders erfahrene — Legionscenturionen, was in den Inschriften normalerweise entsprechend vermerkt wird.[32] Von anderen Inschriften weicht das Wiener Dokument nur dadurch ab, dass nach der Angabe des Centurionenranges die Legion des Kommandeurs nicht erwähnt wird. Das war hier freilich überhaupt nicht nötig, da es für jedermann evident sein musste, dass der Befehlshaber ebenso der legio VIII Augusta angehörte wie die unter seinem Kommando stehenden vexillarii.
Für die Zeilen 7–9 bot bisher wiederum Weber jene Lesung, die der Wirklichkeit am nächsten steht: tral[at]i a le[g(ione) X g(emina) V pia] | V f(ideli) in le[g(ionem) - - - | [[[- - - - - -]]]. Fast so weit ist seinerzeit auch schon Kenner gekommen, nur las er die Präposition fälschlich als e anstelle von a, und er ergänzte ohne einleuchtenden Grund den Namen der niedermösischen legio I Italica als der Einheit, zu der die Wiener Truppe abkommandiert wurde. Dieser Legion gab er — wenn auch nur hypothetisch — den Beinamen Valeriana, der in den Inschriften jedoch nur in Verbindung mit dem Beinamen Galliena vorkommt.[33] Die recht lückenhafte Lesung im CIL — und von hier bei Dessau — stellte an diesem Punkt einen Rückschritt dar. Neumanns Lesung et M[arci R]ufini leg(ati) le[g(ionis)] X [gem(inae)] | p(iae) f(idelis) Seve[rian(arum) Alexand(rianarum)] ist wieder ein pures Phantasieprodukt, das auch mit der Änderung in [et - - - R]ufini, leg. leg. X G[em.] | p. f. Seve[rianae] durch Fitz nicht zu retten ist. Mein weiter unten begründeter Lesungs- und Ergänzungsvorschlag traḷati (!) a ḷe[g(ione) X g(emina) VII | p(ia)] V[II] f(ideli) in leg(ionem) I[I Italicam |[[[Gallienam VII p(iam) VII f(idelem)]]] stützt sich auf die Erkenntnis Kenners und Webers, dass die legio X gemina — wie zweifellos auch die danach genannte Legion — die Beinamen pia und fidelis mit Iterationsziffern führt. Die Ziffer ist jedoch nicht V wie nach Kenner und Weber, sondern, wie schon die auszufüllende Lücke am Anfang der 8. Zeile zwischen dem — heute nicht mehr sichtbaren, aber von Kenner sicher richtig überlieferten — V und dem F nahe legt, V[II], im Einklang mit der Benennung der gallienischen Legionen auf den Mailänder Legionsmünzen aus dem Jahre 260 (siehe unten). Die Wiederherstellung des in Z. 9 eradierten Kaiserbeinamens zu Galliena ist im Hinblick auf die zuvor genannten Beinamen, die nur Legionen des Gallienus siebenmal erhalten haben, evident.[34] Das in Vulgärlatein geschriebene Wort tralati für translati steht natürlich nicht im Genitiv und bezieht sich nicht auf den unmittelbar zuvor im Genitiv genannten praepositus, sondern als Nominativ Plural auf die vorher erwähnten vexillarii, auf die Gesamtheit der Truppe.
In den Zeilen 10–11 ist die Lesung in der Form Aurel(io) Monta[no | v(ices)] a(gente) leg(ati) l[e]g(ionis) s(upra) s(criptae), mit dem V nicht am Ende der 10., sondern am Anfang der 11. Zeile,[35] einwandfrei. Das A am Anfang der 11. Zeile ist zwar heute nicht mehr vorhanden, aber es gibt keinen Grund daran zu zweifeln, dass dieser Buchstabe von Kenner und von den Autoren des CIL richtig überliefert wurde. Weber und Beszédes sind der alten Lesung aus gutem Grund gefolgt, während sie von Neumann und erst recht von Fitz unnötigerweise ganz entstellt wurde.
Als besonders problematisch gelten die nächsten Zeilen. Nach der von den meisten Forschern vertretenen, unzweifelhaft richtigen Ansicht fehlen zwischen der halbvollen Zeile 11 und jener mit der Nennung des Konsuls Paternus vier Zeilen; nur Neumann hat hier irrtümlich zuerst sechs, in seiner späteren Publikation jedoch nur drei fehlende Zeilen angenommen. Kenner, Domaszewski und Kubitschek sowie Neumann haben in diesen Textteilen nur vereinzelte Buchstaben angegeben, die sie erkennbar nicht immer richtig identifizierten und, wenn überhaupt, mit zu viel Phantasie zu deuten versuchten. Dessau hat diese Zeilen, die er nicht voneinander trennte, gänzlich durcheinander gebracht. Als fatal erwies sich Kenners Idee, wonach hier von der Wiederherstellung einer naumachia die Rede war, die ein Wasserbauwerk, vielleicht ein Sammelbecken am Wienfluss, gewesen sei, umso mehr, als das Bild des Neptunus, der auf den Kopf eines besiegten Flusses bzw. Flussgottes tritt, nach Kenner auf eine Regulierung des Wienflusses hinweist. Die Idee, dass sich das Wiener Monument auf eine Regulierung des Wienflusses bezieht, der bei der Schneeschmelze Überschwemmungen verursachen kann, hat sich in der epigraphischen und archäologischen Fachliteratur bis heute hartnäckig gehalten, wie dies die Deutungen des Monuments nicht nur bei den Editoren des Textes, sondern auch bei Erich Polaschek, Hedwig Kenner, Gerd Bauchhenß und Martin Mosser zeigen.[36] Neumann war sich zwar nicht sicher, ob im Text wirklich von einer Naumachie die Rede war, aber er zweifelte nicht daran, dass für die Stiftung des Altars die „Wienflussregulierung“ mit der „Bändigung des Flusses“ den Anlass gab.[37] Offenbar dachte er daran, dass damals auch eine Mauer gebaut wurde, denn das Auftauchen des Wortes murum in der 14. Zeile nach seiner ursprünglichen bzw. in der 13. Zeile nach seiner späteren Lesung lässt sich nur so erklären. Selbst Ekkehard Weber, der es vorgezogen hat, in den problematischen Zeilen 12–15 überhaupt keinen einzigen Buchstaben anzuführen, deutete zumindest das Bild Neptuns ebenfalls als die Darstellung der Bezwingung des Wienflusses. Bei dem Verzicht auf einen Versuch, in den Zeilen 12–15 etwas zu entziffern, folgte Beszédes der Skepsis Webers.
In diesen Zeilen sind allerdings, wie die Autopsie zeigte, immerhin einige Buchstaben — in der 15. Zeile sogar sehr deutlich — zu erkennen, und manche Buchstaben, die Kenner, Domaszewski und Kubitschek noch gesehen haben, aber heute nicht mehr vorhanden sind, können — zumeist jedenfalls — dann als authentisch angesehen werden, wenn sie bei Kenner und im CIL mit der gleichen Lesung erschienen. In den Zeilen 11–12 dürfte die schon von Kenner teilweise in dieser Form vorgeschlagene Lesung [SA]|Ṭ[V]ṚN[I]N[O] als gesichert gelten, zumal die Autoren des CIL in der 12. Zeile die Buchstaben I R N N überlieferten, die zu dieser Lesung passen. Am Anfang der 13. Zeile, wo sowohl Kenner als auch die Autoren des CIL AVREL gelesen haben, sind von diesem Textteil, vor dem am linken Rand des Steines noch zwei Buchstaben gestanden haben müssen, die Buchstaben AVR auch heute noch erkennbar. Was unter diesem Namen in der 14. Zeile aus Kenners Lesung NAVMÂP+ + und aus der im CIL präsentierten Lesung NÂVMÂP++ als authentisch zu betrachten ist, lässt sich nicht entscheiden. Diese beiden Lesungen sind jedenfalls zumindest zum Teil sicher unzutreffend, da diese Buchstabenkombinationen in keinem lateinischen Namen oder Wort Platz finden. Auf dem Stein sind an dieser Stelle nach einer Lücke für einen Buchstaben am ehesten die Reste I \II zu sehen, die sich nicht identifizieren lassen. Desto mehr überraschte mich bei der Autopsie des Steines die 15. Zeile. Dort stehen am Anfang drei voll erhaltene, gut lesbare Buchstaben und zwischen ihnen eine Interpunktion: EQ ° F. Wieso dort Kenner lori sowie Domaszewski und Kubitschek IORI, Neumann zuerst [.]iq(ue) e[- - -] und später iq(ue) e . . . gelesen haben und weshalb Weber ebenso wie Beszédes an dieser Stelle keine Buchstaben beobachteten, ist für mich ein Rätsel. Dass nach diesen oder nach weiteren Buchstaben in der 15. Zeile der Name des an erster Stelle genannten Konsuls und am Ende das Wort et gestanden haben müssen, war freilich jedem Autor klar.
Der Versuch, dem fehlenden Teil der 11. Zeile und den Textresten der Zeilen 12–15 einen guten Sinn zu geben, kann sich auf folgende Überlegungen stützen. Die Namen [Sa]|ṭ[u]ṛn[i]n[o] in den Zeilen 11–12 und Aurel(io) in der 13. Zeile sprechen dafür, dass nach der Nennung des Legionskommandeurs Aurelius Montanus im Ablativ in den Zeilen 10–11 auch noch weitere Offiziere genannt wurden, die für die Vexillation der legio VIII Augusta zu jener Zeit zuständig waren, als die Einheit den Altar gestiftet hat. Diese Offiziere müssen die Führer der einzelnen Centurien gewesen sein, aus denen das Detachement bestand. Hierzu scheint freilich der Textteil EQ ° F auf den ersten Blick nicht zu passen. Doch geht aus diesem Textteil gerade die Richtigkeit der Annahme hervor, dass in den Zeilen 12–15 die Offiziere der Vexillation genannt wurden: Mit eq(- - -) kann nur das Wort eques oder equites abgekürzt sein, und die einzig denkbare Deutung dieses Wortes in unserem Kontext ist, dass hier ebenfalls ein Offizier genannt wurde, nämlich der optio equitum, der Führer der Kavallerieabteilung, die zu dieser erkennbar starken Vexillation gehörte.[38] Die Namen der einzelnen Centurionen und des Kavallerieführers können wir zwar, bis auf die erwähnten beiden Namensteile, nicht ergänzen, aber es lässt sich berechnen, dass in den Zeilen 11–15 mit [- - -] Saturninus, einem Unbekannten, Aurelius [- - -] und einem weiteren Unbekannten — dessen Cognomen hinter den offenbar unrichtig überlieferten Buchstaben NAVMÂP oder NÂVMÂP steckt — insgesamt vier Centurionen genannt wurden, die zusammen mit dem praepositus und dem Kavallerieführer das Offizierskorps der Vexillation bildeten.
Mit dem Buchstaben F begann in der 15. Zeile ein verhältnismäßig kurzes Wort, auf das der Name des ersten Konsuls folgte. Es liegt nahe, hier das Prädikat fecerunt zu ergänzen, denn ein Prädikat kann im Text nicht gefehlt haben, und es gibt in der Inschrift keine andere Stelle, wo es eingesetzt werden könnte. Da der anschließend zu ergänzende Konsulname ein relativ langer Name ist, liegt es vielleicht nahe, hier die leicht abgekürzte Verbform f[ec(erunt)] einzufügen.[39] Wie weiter unten gezeigt wird, hieß der an der ersten Stelle genannte Konsul Marinianus; die Inschrift gehört in das Jahr 268. Sicher in der nächsten Zeile, in der der Name des anderen Konsuls Paternus zu lesen ist, stand auch der erste Teil des Tagesdatums, ein Tag des Monats April oder Mai. Das Wort Maias ist nicht am Ende dieser Zeile zu lesen wie nach Beszédes: Wie alle anderen Editoren richtig schrieben, bildet das mit kleinen Buchstaben in der Mitte geschriebene Wort MAIAS die 17. Zeile der Inschrift. Diese Buchstaben sind heute kaum noch zu lesen, aber sie sind von Kenner und dem CIL, wo die Lesung MAIA[S] erscheint, außerdem auch bei Neumann und Weber zuverlässig überliefert.
Aufgrund der aufgelisteten Beobachtungen zu den einzelnen Partien des Textes lässt sich dieser folgendermaßen lesen bzw. ergänzen (siehe auch Abb. 6): [40]
Demnach wurde der Altar dem obersten römischen Staatsgott, Neptunus Augustus, Salacia, den Nymphen, dem Fluss Acaunus, also dem Fluss Wien, sowie sämtlichen anderen Göttern und Göttinnen geweiht. Gestiftet wurde er unter Fürsorge des Kommandeurs Marcus (?) Aurelius Secundinus von den Soldaten eines Detachements der in Argentorate (Straßburg) stationierten legio VIII Augusta. Diese Vexillation war zum Zeitpunkt der Widmung in den Verband der siebenmal mit den Ehrenbeinamen pia fidelis ausgezeichneten legio X gemina eingegliedert, die zu dieser Zeit unter dem Oberbefehl von Aurelius Montanus stand, der in dieser Dienststellung anstelle eines Legionslegaten fungierte. Der Altar wurde aus dem Anlass errichtet, dass die Vexillation aus Vindobona versetzt und einer anderen Legion zugeteilt wurde. Diese war so gut wie sicher die mit dem Beinamen Galliena und ebenfalls siebenmal mit den Beinamen pia fidelis ausgezeichnete legio II Italica, die Legion von Lauriacum in der Nachbarprovinz Noricum. Das Monument wurde während des Konsulates von Marinianus und Paternus, d.h. Egnatius Victor Marinianus und Aspasius Paternus, also im Jahre 268, eingeweiht, und zwar zwischen dem 14. April und dem 15. Mai.
Die Vexillation, deren Soldaten den Altar dedizierten, wurde jedenfalls von einer Legion mit dem Beinamen Augusta gestellt. Hier kommt nur die in Argentorate stationierte legio VIII Augusta in Betracht, da die Lücke am Anfang der 5. Zeile, anders als mit den Ziffern der britannischen legio II Augusta und der afrikanischen legio III Augusta, nur so entsprechend ausgefüllt ist. Wie wir wissen, wurde eine starke Kampfabteilung der Straßburger Legion von Kaiser Gallienus — im Jahre 260 noch vor der Proklamation des Gegenkaisers Postumus im Westen im Sommer oder im Herbst dieses Jahres — nach Illyricum abkommandiert, um an den Kämpfen gegen die Usurpatoren Ingenuus und Regalianus teilzunehmen. Sie war im Jahre 261 am bellum Serdicense auf dem Nordbalkan gegen die Anhänger der beiden Gegenkaiser Macrianus und seines gleichnamigen Sohnes beteiligt und hatte um diese Zeit ihr Hauptquartier in Sirmium, wo ihre gefallenen Soldaten bestattet wurden. [41] Ihre Stärke geht daraus hervor, dass für die Bestattung von zwei in diesem Krieg gefallenen Centurionen der Truppe die schola centurionum sorgte;[42] die Vexillation bestand also aus mehreren Centurien, was auch aus der Wiener Inschrift hervorgeht. Aus Sirmium wurde das Detachement offenbar sehr bald nach Vindobona versetzt: Auf dem Balkan, wo sich der kurze Bürgerkrieg des Jahres 261 abgespielt hatte und wo es danach keine Aufgaben mehr für eine Kriegsvexillation gab, wurde die Truppe an den pannonischen Limes abkommandiert, wo um diese Zeit immer mit Barbareneinbrüchen gerechnet werden musste. [43] In Vindobona blieb die Einheit auf Dauer, da Gallienus die Truppe nicht mehr nach Argentorate zurückschicken konnte, denn dort herrschte seit dem Sommer oder Herbst 260 der Gegenkaiser Postumus, und das Imperium Galliarum wurde erst von Aurelian im Jahre 274 wieder in den Machtbereich der römischen Zentralregierung eingegliedert. [44] Mit der Datierung der Wiener Inschrift in die Regierungszeit des Gallienus steht im Einklang, dass die legio X gemina in diesem Text — wie offenbar auch die legio II Italica — die Ehrenbeinamen VII pia VII fidelis führt, die sie nach Ausweis der in Mediolanum geprägten Legionsmünzen des Gallienus zusammen mit allen donauländischen und germanischen Legionen im Jahre 260 nach der Unterwerfung der Gegenkaiser Ingenuus und Regalianus verdient hatte.[45] Dass in der Nomenklatur der Vexillation der legio VIII Augusta die Beinamen VII pia VII fidelis nicht erscheinen, sollte uns nicht überraschen: Im Jahre 260 erhielt zwar auch diese Legion die erwähnten Ehrenbeinamen, aber seit dem Sommer oder dem Herbst dieses Jahres gehörte die in Straßburg stationierte Einheit zur Armee des Gegenkaisers Postumus, so dass die Mutterlegion im Machtbereich des Gallienus nicht mehr als pia fidelis benannt werden konnte.
Zu all dem passt bestens das Konsuldatum mit dem Namen eines Paternus. In der Regierungszeit des Gallienus führten die consules ordinarii der Jahre 267 und 268 diesen Namen.[46] Allerdings hatten sie den Konsulat jeweils nicht an der zweiten Stelle inne, wie in der Nennung der Konsuln in unserer Inschrift, sondern primo loco. [47] Deshalb kommen die Konsuln des Jahres 267 hier schwerlich in Frage. Aber von den Konsuln des Jahres 268 wissen wir, dass die Reihenfolge ihrer Namen in den Konsuldatierungen wohl nicht selten vertauscht wurde, offenbar deshalb, weil der zweite Konsul, Egnatius Victor Marinianus, der kaiserlichen Familie angehörte.[48] Man wollte ihn deshalb nicht hinter Aspasius Paternus nennen, obwohl dieser sogar ein consul II war.[49]
Die Vexillation der legio VIII Augusta blieb somit bis zum Frühjahr 268 in Vindobona. Den Marschbefehl nach Lauriacum bekam sie jedenfalls noch von Gallienus kurz vor dessen im September dieses Jahres erfolgten Tod.[50] Der Altar wurde zweifellos zu dem Zeitpunkt aufgestellt, zu dem der Abzug der Einheit unmittelbar bevorstand. Das Monument wurde offensichtlich den Göttern als Dank dafür gestiftet, dass die Vexillation in Vindobona eine erfolgreiche Zeit verbracht hatte. Der Grund für die Versetzung der Truppe nach Noricum dürfte der unter Gallienus verstärkte Druck der Alamannen und anderen Völkerschaften auf die römische Reichsgrenze an der oberen Donau und westlich davon gewesen sein, während die militärische Lage in Pannonien um diese Zeit konsolidiert war. Es ist aber nicht zu vergessen, dass einige Jahre zuvor sowohl die Juthungen als auch die Alamannen über Rätien bis nach Italien vorgedrungen sind und dass die Römer kurz nach 268 das Dekumatenland aufgeben mussten.[51] Eine Verstärkung der relativ kleinen Provinzarmee am benachbarten norischen Donauabschnitt war um diese Zeit durchaus sinnvoll.
Warum wurde aber der Wiener Altar außer dem obersten Staatsgott und „alten Göttern“ ausdrücklich nur Wassergottheiten wie Neptunus, Salacia, Acaunus und den Nymphen gewidmet, und warum wurde auf der linken Schmalseite des Altars Neptunus dargestellt? Die Antwort auf diese Frage muss mit einer weiteren Frage verknüpft werden: Warum wurde der Altar unweit von der Einmündung des Flüsschens Acaunus in die Donau errichtet? Wie wir gesehen haben, hatte die Widmung mit einer Regulierung des Flussbettes des Fluvius Acaunus nicht das Geringste zu tun — schon deshalb nicht, weil für derartige Arbeiten nicht die Soldaten einer Kriegsvexillation zuständig gewesen wären, noch dazu eine Truppe, die sich gerade im Aufbruch in eine andere Provinz befand, sondern die städtischen Behörden Vindobonas.
Eine besondere Beachtung verdienen in dieser Hinsicht die Reliefs auf dem Wiener Altar. Sie wurden in der bisherigen Forschung nicht hinreichend erklärt. In der Gestalt des Opfernden auf der rechten Schmalseite des Altars (Abb.3) erblickte man natürlich richtig den Kommandeur der Einheit, der weiterhin an der Spitze der im Aufbruch befindlichen Truppe stand; das Mädchen, dessen
Brustbild mit Opferkorb über seiner Gestalt zu sehen ist (ebd.), ist seine Opferdienerin (camilla). Wie ist aber die Figur Neptuns (Abb. 2) zu
erklären, der mit seinem linken Fuß auf einen bärtigen und gehörnten Kopf tritt? Die bisherige Forschung ist davon ausgegangen, dass hier der Wienfluss
dargestellt ist, der durch die Regulierung der Ufer „bezwungen“ wurde. Allerdings hätte selbst die vermeintliche Regulierung des Wien-Flussbettes
schwerlich einen Grund geben können, Neptunus Augustus als einen Sieger darzustellen.
Neptunus, ein Gott, der für alle Gewässer zuständig war,[52] ist hier konkret
zweifellos als der Gott der Donau zu verstehen,[53] wie z.B. auch in Aquincum, wo
dieser Gott als wichtigster Beschützer nicht nur der Stadt, sondern auch der Provinz einen monumentalen Altar bekommen hat, den am Donauufer ein
Provinzstatthalter errichten ließ,[54] und wo Neptunus auch zusammen mit den obersten
Gottheiten des römischen Staates, Iuppiter Optimus Maximus und Iuno Regina, verehrt wurde. [55]
Die Darstellung Neptuns auf dem Wiener Altar spricht allerdings dafür, dass er in den Augen der Soldaten, die dieses Monument dedizierten, auch als Garant des Sieges über den Feind galt. Er erscheint hier nämlich, was bisher nicht bemerkt wurde, in der durch viele griechische, etruskische und römische Darstellungen bekannten Pose des Herakles, der den Flussgott Acheloos besiegt.[56] Nach dem Mythos galt Acheloos, die Personifikation des Grenzflusses zwischen Ätolien und Akarnanien, neben Okeanos als der mächtigste Wassergott, der nach der Ilias nur dem Zeus weichen musste.[57] Im Mittelpunkt der mit seiner Gestalt verbundenen Mythen stand jedoch sein Kampf mit Herakles, der ihn besiegt und zum Zeichen seines Sieges die Hörner des Flussgottes abgebrochen hat. Die Darstellung Neptuns in der Siegespose des Herakles ist zwar sonst ohne Beispiel, sie ist jedoch vollkommen verständlich: Der gehörnte und bärtige Kopf symbolisiert zweifellos die Barbaren, die am Fluss — natürlich nicht am Acaunus, sondern an der Donau — die Römer bedrohen, aber mit Hilfe der Götter, speziell auch der Wassergötter, besiegt werden.
Mit dem Bild auf dem Wiener Altar ist also offenbar die Stärke des römischen Heeres und konkret der Vexillation der legio VIII Augusta veranschaulicht, welche die Barbaren, die die Donau überqueren und in das Reich eindringen wollen, zurückwirft. Neptunus wurde in der Antike in der Tat auch als ein Gott gefeiert, der den Römern auf den Gewässern zum Sieg verhalf.[58] Das wird schon durch das berühmte Relief des sog. Domitius Ahenobarbus-Altars in Rom aus der Zeit der späteren Republik angedeutet, auf dem unter dem Fuß Neptuns eine Schiffsprora erscheint, die auf einen Seesieg hinweist,[59] und im Jahre 101 beteten die Fratres Arvales beim Aufbruch Trajans in den Krieg gegen die Daker, wofür er das Adriatische Meer überqueren musste, für sein Heil und seinen Sieg auch an Neptunus pater.[60] Die legio VII Claudia im obermösischen Viminacium verehrte Neptun unter Diokletian sogar als Conservator Augustorum et Caesarum, womit der Gott von der am Donauufer stationierten Truppe zum obersten Beschützer der Herrscher gegen die Feinde erhoben wurde. [61]
Die Nennung der übrigen Götter in der Wiener Inschrift hat ebenfalls einen guten Sinn. Iuppiter Optimus Maximus ist nicht nur der für alle Belange der Römer zuständige oberste Gott, sondern auch jene Gottheit, die an der gefährdeten Flussgrenze ebenso die Vorherrschaft der Römer sichert, wie Zeus über den Acheloos herrscht. Salacia, die nicht nur als Springkraft der Quellen und als Personifizierung des unruhigen Meeres galt, sondern als Neptuns Frau für alle Gewässer zuständig war,[62] steht ebenso sinnvoll neben Neptunus wie die Nymphen als weitere Wassergottheiten und der Fluvius Acaunus, der lokale Wassergott, sozusagen als der Genius loci. Mit den dii deaeque omnes waren die übrigen Staatsgötter Roms oder eventuell sämtliche weitere im Imperium Romanum verehrte Gottheiten gemeint.
Warum wurde aber der Altar an der Mündung des Flusses Wien in die Donau aufgestellt? Michaela Kronberger und Martin Mosser verdanke ich den Hinweis, dass es die Geländeverhältnisse in der breiteren Umgebung der Fundstelle des Altars nicht erlauben, das Lager der Vexillation hier zu vermuten. Der nächstliegende Gedanke wäre, dass die Einheit im Lager der legio X gemina in der Wiener Altstadt untergebracht war, denn sie war dieser Legion zugeordnet: Nur so ist es verständlich, dass die Vexillation nach den Worten der Inschrift „von der legio X gemina“ in die norische Legion versetzt wurde und dass in der Inschrift auch der Kommandeur der Wiener Legion als ein für die Vexillation zuständiger Befehlshaber erscheint. Dennoch müsste gefragt werden, ob die Truppe, mit vier Centurien und einer Reiterabteilung an die 350 Mann stark und zusätzlich zusammen mit einer Anzahl von Pferden, im Wiener Legionslager Platz finden konnte; möglicherweise hatte sie in der Nähe ein eigenes, noch nicht entdecktes Lager. Die Platzwahl für den Altar an der Mündung des Wienflusses in die Donau, die Widmung an die Wassergottheiten und die Darstellung Neptuns als Besieger der Barbaren lassen freilich keinen Zweifel daran, dass der Altar an einer Stelle aufgestellt wurde, die für die Vexillation eine besondere Bedeutung hatte. Die am ehesten plausible Erklärung ist, dass die Truppe an dieser Stelle einen Versuch der Barbaren zurückschlug, die Donau zu überqueren und Vindobona anzugreifen. Bei dieser Gelegenheit muss es zu einer Schlacht gekommen sein, die mit dem Sieg der Römer endete. Dafür spricht auch die Darstellung des opfernden Kommandeurs der Vexillation (Abb. 3): Er ist mit Schwert und Dolch bewaffnet, womit er als Kämpfer erscheint.
Zu der Inschrift sei noch bemerkt, dass die Wortformen Salacea statt Salacia, Nimphis statt Nymphis und tralati statt translati durch die Ausbreitung des Vulgärlateins zu erklären sind. Sie sind nicht ohne Parallelen und deuten z. T. in Richtung der Herausbildung der romanischen Sprachen, so vor allem die als Praeverbium verwendete Präposition, die statt trans in der Form tra ausgesprochen wurde, wie auch in der heutigen italienischen Sprache.[63]
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Inschrift und die Reliefbilder des Wiener Altars, die hier in einem neuen Licht erscheinen, unsere Kenntnisse über die Militärgeschichte der donauländischen Provinzen in der Regierungszeit des Gallienus und über die religiösen Vorstellungen des Militärs im Donauraum während des 3. Jahrhunderts, unter anderem mit ihrem Hang zu altrömischen religiösen Vorstellungen, [64] nicht unwesentlich bereichern. Zugleich zeigt sich an diesem Beispiel exemplarisch, dass es sich lohnt, seit langem bekannte, aber verkannte epigraphische Texte erneut unter die Lupe zu nehmen, denn neue Beobachtungen können ihre Richtigstellung ermöglichen und dadurch unsere historischen Kenntnisse bereichern. So gute Fotos von Inschriften wie in der Lupa-Datenbank, deren Fotoaufnahme auch in diesem Fall den Ausgangspunkt für die Revision eines problematischen Textes geboten hat, sind dabei eine unentbehrliche Hilfe.
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Seminar für Alte Geschichte und Epigraphik |
Géza Alföldy |
Tafel 1
Tafel 2
Tafel 3
Tafel 4
[1]
Über die Fundumstände berichten in ihren weiter unten genannten Publikationen F. von Kenner (siehe Anm. 5), später auch E. Polaschek (siehe Anm.
13) und A. Neumann (siehe Anm. 14). Eine Skizze der Fundstelle findet sich in dem erwähnten Werk von F. von Kenner, 82 Fig. 88. Die hier
publizierten Abbildungen 1–3 sind Aufnahmen von Ortolf Harl, die Zeichnung auf Abb. 6 wurde nach meinen Vorlagen von Brigitte Gräf (Heidelberg)
angefertigt. Ekkehard Weber bin ich für die Überlassung der Schede, die für die Neuausgabe der Inschriften
Pannoniens in CIL III2 mit der Behandlung der hier erörterten Inschrift unter seiner Leitung angefertigt wurde, zu Dank verpflichtet,
ebenso Franziska Beutler, Michaela Kronberger, Fritz Mitthof, Martin Mosser und Theresia Pantzer für ergänzende Angaben und Hilfe.
[2] Die Maße sind in der Literatur nur in den unten angeführten Arbeiten von F. von Kenner (siehe Anm. 5), E. Polaschek (siehe Anm. 13) und A. Neumann (Anm. 14) angegeben; sie sind jeweils ungenau.
[3] Sie sind nur in Z. 3 nach dem dritten Buchstaben, in Z. 8 im Textteil F ° IN ° LEG ° I und in Z. 15 im Textteil EQ ° F deutlich zu erkennen. Es handelt sich um kleine, nach unten gekehrte Dreiecke.
[4] Die revidierte Fassung des Textes und die Interpretation der Inschrift präsentierte ich, ohne Behandlung der früheren lectiones variae und ohne eine ausführliche Beschreibung bzw. Erörterung der erhaltenen Textreste und der Lücken im Text, bereits in einem anderen Rahmen: Die Göttin Salacia und die römische Religion in Illyricum, in: Miscellanea Emilio Marin, Kačić 41/43 (2009/2011), Split 2011, 87–130, dort 98–106. Die neue Lesung konnte ich am 8.6.2011 in einem Vortrag am Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik der Universität Wien zur Diskussion stellen.
[5] F. von Kenner, Bericht über römische Funde in Wien in den Jahren 1896 bis 1900, Wien 1900, 82–86; siehe auch dens., Römische Funde in Wien, MZK 26 (1900) 120 mit Fig. 86. Die Transkription, die bei F. von Kenner im Gebrauch von runden und eckigen Klammern inkonsequent ist und von seiner Zeichnung leicht abweicht, habe ich entsprechend den heute geltenden Regeln vereinheitlicht.
[6] CIL III 14359, 27. Die Transkription habe ich nach den heute geltenden Regeln geändert.
[7] CIL III p. 2328, 195.
[8] A. von Domaszewski, Die Eigenschaftsgötter der altrömischen Religion, in: Festschrift für Otto Hirschfelds sechzigsten Geburtstag , Berlin 1903, 246.
[9] So unlängst von K. Królczyk, Tituli veteranorum. Veteraneninschriften aus den Donauprovinzen des Römischen Reiches (1.–3. Jh. n. Chr.), Poznań 2005, 76. Vgl. auch dens., Veteranen in den Donauprovinzen des römischen Reiches (1.–3. Jh. n. Chr.), Poznań 2009, 167.
[10] ILS 9268. Hier wird Dessaus Text mit einigen Änderungen in der Transkription wiederholt.
[11] Siehe dazu M. Christol, Essai sur l’évolution des carrières sénatoriales dans la 2e moitié du IIIe siècle ap. J.-C. (Études prosopographiques VI), Paris 1986, 279.
[12] E. Polaschek, Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 15 (1935) 13 Anm. 64.
[13] E. Polaschek, Die Kunst der Römerzeit in Wien, in: R. K. Donin, Geschichte der bildenden Kunst in Wien von der Urzeit bis zur Römerzeit, Wien 1944, 109–110.
[14] A. Neumann, Inschriften aus Vindobona, Jahrbuch des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 17/18 (1961/62) 15–16 Nr. 25; ders., Die Skulpturen des Stadtgebietes von Vindobona (Corpus Signorum Imperii Romani, Österreich 1, 1), Wien 1967, 20–21 Nr. 18 mit Taf. XVIII.
[15] Zu dem an der ersten Stelle genannten Konsul siehe K. Dietz, Senatus contra principem. Untersuchungen zur senatorischen Opposition gegen Kaiser Maximinus Thrax (Vestigia 29), München 1980, 245–246, mit weiterer Literatur. Die Annahme von A. Degrassi, I fasti consolari dell’Impero romano dal 30 avanti Cristo al 613 dopo Cristo (Sussidi Eruditi 3), Roma 1952, 64–65, wonach Maximus vielleicht consul II war, ist fraglich.
[16] E. Weber, in: Vindobona. Die Römer im Wiener Raum. 52. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Karlsplatz, 8. Dezember 1977 bis 9. April 1978 , Wien 1977, 184–185 Nr. 52. Ich zitiere den Text mit einigen Änderungen, um zu einer konsequenten Transkription zu gelangen.
[17] O. Harl, Vindobona, das römische Wien, Wien, Hamburg 1979, 160–162 und 257 Nr. 79–81.
[18] A. Neumann, Zur Militärinschrift CIL III 14359,27 und p. 2328, in: W. S. Hanson, L. J. F. Keppie (Eds.),Roman Frontier Studies II (BAR Internat. Ser. 71 [II]), Oxford 1980, 655–658. Vgl. hierzu E. Weber, Annona Epigraphica Austriaca 1979, Römisches Österreich 6 (1980) 109 Nr. 5, mit der kurzen kritischen Bemerkung, dass Neumann seinen in Anm. 16 erwähnten Beitrag irrtümlich Ortolf Harl zugewiesen hat.
[19] A. Neumann, Vindobona, die römische Vergangenheit Wiens, Wien, Köln, Graz 1972 (2. Aufl. 1980), 46–47.
[20] J. Fitz, Die Verwaltung Pannoniens in der Römerzeit III, Budapest 1995, 1023 Nr. 1. Auch diesen Text führe ich im Interesse der besseren Übersichtlichkeit mit Trennung der Zeilen und mit einigen Verbesserungen der Transkription an. Siehe auch J. Fitz, ebd. 1157–1158 Nr. *840 zu M. Aurelius Montanus.
[21] F. Harl, J. Beszédes, Ubi erat Lupa (www.ubi-erat-lupa.org) Nr. 4779. Inzwischen erscheint der Text in der Lupa-Datenbank mit der von mir verbesserten Lesung.
[22] K. Witte, Salacia, RE I A 2 (1920) 1819; K. Latte, Römische Religionsgeschichte (HdbA V 4), München 1960, 55 Anm. 3; A. Mócsy,Pannonia, RE Suppl. IX (1962) 744; G. Alföldy, Die Krise des Imperium Romanum und die Religion Roms, in: W. Eck (Hrsg.),Religion und Gesellschaft in der römischen Kaiserzeit. Kolloquium zu Ehren von Friedrich Vittinghoff, Köln, Wien 1989, 93 = ders., Die Krise des Römischen Reiches. Geschichte, Geschichtsschreibung und Geschichtsbetrachtung. Ausgewählte Beiträge (HABES 5), Stuttgart 1989, 380; H. Petersmann, Neptuns ursprüngliche Rolle im römischen Pantheon: ein etymologisch-religionsgeschichtlicher Erklärungsversuch, Živa Antika 45 (1995) 255–256; I. Piso, Inschriften von Prokuratoren aus Sarmizegetusa (II) , ZPE 120 (1998) 266–267; D. Demicheli, Žrtvenik božice Salacije ut Trogira. Altar of the Goddess Salacia from Trogir, Opuscula Archaeologica 31 (2007) 77.
[23]
A. Graf, Übersicht der antiken Geographie von Pannonien (Diss. Pann. I 5), Budapest 1936, 83 Anm. 10; H. Kenner, Nymphenverehrung der Austria Romana, in: G. Schwarz e.a. (Hrsg.), Classica et Provincialia. Festschrift für Erna Diez, Graz 1978,
101–102; dies., Zwei Weihungen an Neptun, in: E. Weber, G. Dobesch (Hrsg.),
Römische Geschichte, Altertumskunde und Epigraphik. Festschrift für Artur Betz zur Vollendung seines 80. Lebensjahres
(Archäologisch-Epigraphische Studien 1), Wien 1985, 317–320; G. Bauchhenß, LIMC VII 1 (1994), 498 (ohne Erwähnung der Bilder); M. Mosser, Die Bevölkerung von Vindobona im Spiegel ihrer Denkmäler, in: P. Noelke (Hrsg.),
Romanisation und Resistenz. Plastik, Architektur und Inschriften der Provinzen des Imperium Romanum. Neue Funde und Forschungen. Akten des
VII. Internationalen Kolloquiums über Probleme des Provinzialrömischen Kunstschaffens, Köln, 2. bis 6.
Mai 2001
, Mainz 2003, 372–374. Vgl. noch L. Barkóczi,
The
Population of Pannonia from Marcus Aurelius to Diocletian
, Acta Arch. Hung. 16 (1964) 335 Nr. 77. 1.
[24] Nicht nachvollziehbar ist Neumanns Behauptung (siehe oben mit Anm. 18), dass bei dieser „Restaurierung“ Buchstaben zum Vorschein gekommen seien, die die früheren Editoren nicht gesehen hatten. Von den von Neumann angeführten Buchstaben, die seine Vorgänger nicht gesehen hatten, existiert auf dem Stein keine Spur.
[25] In Pannonien noch in der Inschrift CIL III 10219 aus Sirmium.
[26] Zur Kongruenz vgl. etwa CIL II2/14, 826, wo Flumen Hiberus steht.
[27] A. Mócsy, Pannonia (Anm. 22), 744 sprach irrtümlich von einem nicht identifizierbaren Fluss.
[28] Siehe darüber ausführlich C. Ricci, Veteranus Augusti. Studio sulla nascita di una formula , Aquila Legionis 12 (2009) 7–39; vgl. auch dies., Soldati e veterani nella vita cittadina dell’Italia imperiale (Urbana Species. Vita di città nell’Italia e nell’Impero romano 1), Roma 2010, 72.
[29] E. Ritterling, Legio, RE XII 2 (1925) 1434–1435.
[30] B. Lőrincz, in: P. Kovács, Fontes Pannoniae Antiquae (4) in aetate Severorum, Budapest 2007, 183 und in: ders., Fontes Pannoniae Antiquae (5) ab a. CCXXXV usque ad a. CCLXXXIV, Budapest 2008, 192.
[31] Vgl. dazu R. Saxer, Untersuchungen zu den Vexillationen des römischen Kaiserheeres von Augustus bis Diokletian (Epigraphische Studien 1), Köln, Graz 1967, Nr. 73–76. 79–81. 84. 85. 89. 90. 93. 98. 99. 101–103. 115. 119–121. 123. 124. Die Abkürzung PR für praepositus ist zwar ungewöhnlich (vgl. CIL VIII 9045 = ILS 2766 mit PRP), ist aber auch für praefectus sehr selten (in der Inschriftensammlung von Dessau findet sich nur CIL VII 446 = ILS 2621 = RIB 1092).
[32] Siehe R. Saxer, Vexillationen (Anm. 31), Nr. 72. 126. 194. 196–203 usw.
[33] Siehe J. Fitz, Honorific Titles of Roman Military Units in the 3rd Century, Budapest, Bonn 1983, Nr. 727. 741. 753. 755. 764.
[34] Der Truppenbeiname Galliena kommt während der Alleinherrschaft des Gallienus in den Inschriften nicht selten vor, vgl. J. Fitz, Honorific Titles (Anm. 33), 186–192.
[35] Dass das V, das alle bisherigen Forscher am Ende der 10. Zeile einfügten, vor das A an den Anfang der 11. Zeile versetzt werden muss, hat bei der Umzeichnung der Textreste der Inschrift Frau Brigitte Gräf erkannt.
[36]
Kenner und Neumann folgen mit dieser Idee E. Polaschek, Die Kunst der Römerzeit in Wien (Anm. 13), 109–110; A. Neumann, Die Skulpturen des Stadtgebietes von Vindobona (Anm. 14), 21 und in: Roman Frontier Studies II (Anm. 18), 655–658; G. Bauchhenß,
in: LIMC (Anm. 23), 498; H. Kenner, Zwei Weihungen an Neptun (ebd.), 317 und M. Mosser,
Die
Bevölkerung von Vindobona
(ebd.), 372–374.
[37] A. Neumann, Die Skulpturen des Stadtgebietes von Vindobona (Anm. 14), 20.
[38] Zu dieser Rangstufe siehe A. von Domaszewski, B. Dobson, Die Rangordnung des römischen Heeres (Beihefte der Bonner Jahrbücher 14), Köln 21967, 47.
[39]
Es ist jedoch durchaus denkbar, dass der weiter unten ergänzte Konsulname
MARINIANO mit mehreren Ligaturen geschrieben wurde, so dass davor auch FECER oder vielleicht sogar FECERVNT gestanden haben kann.
[40] Die früher gelesenen, heute verschollenen Buchstaben werden hier durch Unterstreichung gekennzeichnet. In Abb. 6 werden sowohl die früher gelesenen, heute nicht mehr vorhandenen als auch die ergänzten Buchstaben mit Strichlinien angegeben, ebenso auch die ergänzten Teile der beschädigten Buchstaben.
[41] ILIug 272 = Fontes Pannoniae Antiquae (5) (Anm. 30), 124–135 Nr. 30, hier ist von zwei gefallenen Centurionen die Rede, die von der schola centurionum der Legion bestattet wurden; siehe sonst auch ILIug 274. Beide Inschriften stammen aus Sirmium wie auch die Inschrift CIL III 3228 cf. p. 2328, 182 = ILS 546 = M. Mirković, The Inscriptions from Sirmium and its Territory, in: Archaeological Investigation in Syrmian Pannonia, Beograd 1971, 65 Nr. 19 = Fontes Pannoniae Antiquae (5), 125 Nr. 31, gesetzt für das Heil der milites vexill(ationum) legg. (i.e. legionum) Germanicianar(um) [e]t Britannicin(arum), zu denen auch das Detachement der legio VIII Augusta gehört haben muss. Vgl. hierzu P. Kovács, Fontes Pannoniae Antiquae (5), 170. Zum bellum Serdicense siehe J. Šašel, Bellum Serdicense, Situla 4 (1961) 3–20 = ders., Opera Selecta (Situla 30), Ljubljana 1992, 360–378.
[42] Siehe Anm. 41.
[43] Zu den Barbareneinbrüchen in Pannonien um 260 siehe P. Kovács, Fontes Pannoniae Antiquae (5) (Anm. 30), 168–169.
[44] Zur Chronologie der hier erwähnten Ereignisse siehe D. Kienast, Römische Kaisertabelle. Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie, Darmstadt 21996, bes. 223–224 und 247–248, außerdem P. Kovács, Fontes Pannoniae Antiquae (5) (Anm. 30), 170–172.
[45] Dass in der Wiener Inschrift diese Siegerbeinamen der legio X gemina genannt wurden, erkannte schon F. von Kenner, nur ging er irrtümlich von der Iterationsziffer V aus, gefolgt von E. Weber und J. Beszédes. Für diese Legionsbeinamen vgl. u.a. A. Alföldi,Die Zählung der Siege des Kaisers Gallienus und der Fides seiner Legionen, in: ders., Studien zur Geschichte der Weltkrise des 3. Jahrhunderts nach Christus, Darmstadt 1967, 100–101; neuerdings P. Kovács, Fontes Pannoniae Antiquae (5) (Anm. 30), 75–80 mit ausführlicher Bibliographie. Eine epigraphische Erwähnung solcher Ehrenbeinamen ist die Inschrift CIL III 875 = ILS 4345 = J. Fitz, Honorific Titles (Anm. 33), 199 Nr. 773 mit der Nennung der leg(io) V Mac(edonica) III pia fid[elis] aus der gemeinsamen Regierungszeit von Valerianus und Gallienus vor dem Sommer des Jahres 260.
[46]
Zu den Konsulaten der Jahre 267 und 268 siehe M. Christol, Essai sur l’évolution des carrières sénatoriales (Anm. 11), 106–109. Über
Aspasius Paternus siehe ausführlich M. Peachin, Iudex vice Caesaris. Deputy Emperors and the Administration of Justice during the Principate (HABES 21), Stuttgart 1996, 120–123 Nr. 9; ders., G. Preuss,
CIL VI 3836
(= 31747).
Die Karriere des Aspasius Paternus?
, ZPE 116 (1997) 176–192; G. Alföldy, CIL VI 41237.
[47] Offenbar aus diesem Grund wurde bisher an die Konsuln mit dem Cognomen Paternus entweder im Jahre 233 oder 279 gedacht. Die Datierung in das Jahr 233 kommt freilich schon allein deshalb nicht in Frage, weil es damals noch keine ritterlichen Legionspräfekten gab, die sich in diesem Rang als vices agens legati legionis bezeichneten, denn diese Rangbezeichnung entstand erst durch die Reform der Legionskommandos durch Gallienus. Unter Probus in den Jahren 276–279 gab es keinen innenpolitischen Anlass, um die Legionen mit den Beinamen VII pia VII fidelis auszuzeichnen.
[48] Vgl. dazu M. Christol, Essai sur l’évolution des carrières sénatoriales (Anm. 11), 109 und D. Kienast, Römische Kaisertabelle (Anm. 44), 222.
[49] Die richtige Reihenfolge steht in den Inschriften CIL III 3525 = TitAq 12, CIL VIII 5514 = 18843 = ILAlg II 4546 und ILAlg II 4547, die offenbar auch in der Wiener Inschrift befolgte umgekehrte Version in CIL X 7025 und CIL VIII 5513 = 18842 = ILAlg II 4548.
[50] Dass die Einheit der legio II Italica zugeteilt wurde, ergibt sich daraus, dass sie kaum in eine weit entfernt liegende Provinz (zur legio I Italica in Niedermösien oder zur legio III Augusta in Numidien usw.) geschickt worden sein dürfte. Schon E. Weber, Vindobona (Anm. 16), 185 hat an legio II Italica oder an die I adiutrix gedacht; für die Namen der Legionen I adiutrix oder II adiutrix mit den Ehrenbeinamen gibt es aber in der 8. Zeile der Wiener Inschrift keinen ausreichenden Platz.
[51] Zum Juthungeneinfall siehe die berühmte Siegesinschrift aus Augsburg AE 1993, 1231 aus dem Frühjahr 260; hierzu und zum Alamanneneinbruch vgl. unter anderem P. Kovács, Fontes Pannoniae Antiquae (5) (Anm. 30), 163–164.
[52] Siehe bes. Serv. georg. 1,21: Neptunus fluminibus et fontibus et aquis omnibus praeest.
[53]
Vgl. H. Kenner, Zwei Weihungen an Neptun (Anm. 23), 318. Nach G. Bauchhenß, LIMC (Anm. 23), 498 erscheint Neptunus hier als Gott von
Gewässern im Allgemeinen.
Ähnlich auch E. Weber, Vindobona (Anm. 16), 184, nach dem Neptun hier der „Ressortchef“ aller Angelegenheiten ist, die mit Wasser im
Zusammenhang stehen. Natürlich galt Neptunus immer als ein Gott, der für alle Gewässer zuständig ist (seine Rolle als Gott der Meere deuten die
Bilder der Delfine auf dem Wiener Altar an), aber in unserem Fall ist der konkrete Bezug auf die Donau unverkennbar. Offenbar primär die Donau ist
auch gemeint mit der Wiener Neptunus-Widmung CIL III 14359, 29.
[54] CIL III 3486 = ILS 3281 = TitAq 288 (erhaltene Höhe 126 cm, Breite 132 cm, Tiefe 114,5 cm). In der Inschrift des oben abgebrochenen Altars wurden am Anfang vielleicht auch andere Gottheiten, so etwa Iuppiter Optimus Maximus und Iuno Regina, genannt, vgl. CIL III 10430 = ILS 3095 = TitAq 196.
[55] CIL III 10430 = ILS 3095 = TitAq 196 und TRH 213 = TitAq 934, zum Kult des Neptunus in dieser Stadt siehe noch CIL III 14354 = TitAq 932. Die Donau wurde in Aquincum auch unter ihrem eigenen Namen als Gott verehrt, siehe CIL III 10395 = TitAq 45 (von einem Legionslegaten am Donauufer errichtet) und CIL III 3416 = 10379 = TitAq 46 (Widmung Danuvio Defluenti ).
[56] Zu den zahlreichen Darstellungen des Acheloos, u.a. seines Kampfes mit Herakles, siehe H. P. Isler, LIMC I 1 (1981), 12–36 (wo der Hinweis auf den Wiener Altar fehlt).
[57] Zu den Acheloos-Mythen siehe O. Hirschfeld, G. Wentzel, Acheloos 1–8, RE I 1 (1893) 213–216.
[58] Vgl. dazu G. Wissowa, Religion und Kultus der Römer2, München 1912 (Nachdruck 1971), 227–228.
[59] E. Simon, Die Götter der Römer, München 1971 (3. Aufl. 1998), 187–188; dies., LIMC VII 1 (1994), 493 Nr. 119. Die Datierung dieses Monuments ist nach wie vor umstritten, siehe die unterschiedlichen Meinungen zuletzt bei F. Coarelli, Il Campo Marzio. Dalle origini alla fine della Repubblica, Roma 1997, 418–446; F. Stilp, Mariage et Suovetaurilia (Rivista di Archeologia Suppl. 26), Roma 2001; St. G. Schmidt, “Et in consulatu sexto censum populi conlega M. Agrippa egi”, Boreas 30/31 (2007/8) 41–72 (hier mit einer Datierung in die frühaugusteische Zeit).
[60] J. Scheid, Commentarii fratrum Arvalium qui supersunt. Les copies épigraphiques des protocoles annuels de la confrérie arvale (21 av.–304 a. J. C.), Roma 1998, 377–380 Nr. 62a.
[61] CIL III 14506, 1 = IMS II 38. Diese Qualifizierung Neptuns kommt in keiner weiteren Inschrift vor.
[62] Siehe ausführlich G. Alföldy, Salacia in Illyricum (Anm. 4), auch mit Erörterung der beiden anderen Inschriften mit Erwähnung von Salacia, die uns bekannt sind, nämlich AE 2007, 1103 aus Tragurium in Dalmatien und AE 1998, 1101 = C. C. Petolescu, Inscripţii latine din Dacia — Inscriptiones Latinae Daciae, Bucureşti 2005, 878 aus Sarmizegetusa in Dakien. F. von Kenner, Bericht über römische Funde in Wien (Anm. 5), 84 hat Salacia in der Wiener Inschrift als „Quellgöttin“ bezeichnet, was allerdings schwer mit seiner Idee zu vereinbaren ist, wonach die Inschrift von der Wiederherstellung eines Wasserwerkes am Wienfluss sprechen soll. Vgl. auch E. Weber, Vindobona (Anm. 16), 185, nach dem Salacia in der Wiener Inschrift die „Gottheit des springenden, sprudelnden Wassers“ ist. Nach H. Kenner, Zwei Weihungen an Neptun (Anm. 23), 319 verstand man die Göttin hier „wahrscheinlich als Nymphe des trüben, zur Zeit der Schneeschmelze aufgewühlten Wassers des Wienflusses“, und zwar nach Vorstellungen der ursprünglich keltischen Bevölkerung Vindobonas; vgl. auch dies., Nymphenverehrung der Austria Romana (Anm. 23), 102. Die Nennung des Wienflusses mit seinem keltischen Namen Acaunus weist freilich überhaupt nicht darauf hin, dass bei der Dedikation der Soldaten der legio VIII Augusta einheimische Göttervorstellungen eine Rolle gespielt hätten. H. Petersmann, Neptuns ursprüngliche Rolle (Anm. 22), 255–256 meint, dass Salacia hier „keine eigentliche Göttin“, sondern „eine spezielle Kraft Neptuns“ sei.
[63] Zur Schreibweise Salacea vgl. die von Dessau, ILS III 2, p. 818–819 gesammelten Beispiele „E pro I brevi“; zu Nimphis ebd. p. 822 mit den Beispielen für „I pro Y“, darunter CIL VIII 23673 = ILS 5732a, CIL XI 1823 = 8748 und ILS 4726 = RIB 1526 mit Nimfae. Zu tralati siehe B. M. Leumann, Lateinische Laut- und Formenlehre, München 1977, 204 und 559, außerdem Dessau, ILS III 2, p. 827 mit Beispielen für „NS omissum“, darunter CIL VI 2437 = ILS 2037 mit tral(atus); über diese Wortform siehe ausführlich D. Hagedorn, F. Mitthof, VBP IV 97: translatio in cohortem, Tyche 13 (1998) 107–109 mit weiteren papyrologischen und epigraphischen Belegen.
[64] Siehe darüber jetzt ausführlich G. Alföldy, Salacia in Illyricum (Anm. 4).